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Senatssportler

Der Sport, die Wirtschaft und die Politik  ■  SPREE-SPITZEN

Die Verknüpfung von Sport und Wirtschaft hat in Berlin durchaus Tradition. In den siebziger Jahren stand Hertha BSC ein dubioser Wirtschaftsbeirat zur Seite, dem so finstere Zeitgenossen wie der inzwischen verblichene Hanns-Martin Schleyer oder der ehemalige Innensenator Kurt Neubauer (SPD), genannt „Knüppel-Kutte“, angehörten, und der jene Mittel lockermachte, die Hertha dann mit vollen Händen zu verprassen pflegte.

Was damals eher Ausnahme war, wird zukünftig die Regel sein. 1984 kam mit Los Angeles der Durchbruch. Die Amis zeigten der Welt, wie mit Olympischen Spielen ein Vermögen zu machen ist, und seither sind die Bürgermeister und Wirtschaftsunternehmen der Großstädte hinter dem Sport her wie Dracula hinter der aidsfreien Blutkonserve.

Frankfurt, Stuttgart, Berlin - alle wollen Olympiastadt werden und sind bestrebt, ihre neuentdeckte Liebe zur Leibesertüchtigung dadurch zu beweisen, daß sie möglichst viele Spitzensportler in ihre Mauern locken. Auch die lokale Wirtschaft hört im Geiste bereits unaufhörlich die Kassen klingeln, und so werden Ausbildungsplätze bereitgestellt, Planstellen im öffentlichen Dienst geschaffen und Förderungsgelder ausgeschüttet, daß es den Athleten eine Wonne ist.

Und die Entwicklung schreitet voran. Bald wird das Angebot eines läppischen Ausbildungsplatzes nicht mal mehr ausreichen, einen Jugendmeister im Tontaubenschießen für Berlin zu interessieren. Für einen Mögenburg oder einen Wentz muß Diepgen dann schon etwas Handfestes bieten, mindestens einen Senatorenposten, wenn nicht gar etwas noch Lukrativeres, Baustadtrat zum Beispiel.

Die Berliner brauchen sich darob allerdings nicht zu grämen. Das Niveau der Politik in der Stadt kann auf diese Weise nur besser werden.

Matti Lieske

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