: Senators Kindheitstraum
■ “Die Polizei — ein Beruf mit Zukunft“ / Eine bemerkenswerte Ausstellung
“Das müßte schon mit dem Teufel zugehen“, so ein Polizeibeamter lachend zu seinem Kollegen, „wenn hier heute was passieren sollte.“ Recht hat der Mann, denn selten versammelten sich Ordnungshüter in so großer Zahl wie bei der Eröffnung der Ausstellung „Die Polizei — ein Beruf mit Zukunft“ in der Bremischen Volksbank. Zwar haben die meisten ihre Dienstmütze an der Garderobe abgeben dürfen, aber ihren Beruf nehmen die meisten ernst - nur wenigen scheint der Sekt zu dieser Vormittagsstunde zu schmecken.
Pedantisches Bemühen um Authentizität kennzeichnet die Ausstellung. Da gibt es kein Verschweigen, kein Beschönigen; nur darum geht es: ein Berufsbild in seiner ganzen Breite zu präsentieren. Auf insgesamt 24 Fotos werden unterschiedlichste Szenen aus dem vielfältigen Arbeitsalltag des Polizisten bzw. der Polizistin gezeigt. Mal sieht man die Beamten in ihren blitzenden Einsatzfahrzeugen, mal stehen sie lächelnd daneben, mal sieht man nur ein schleuderndes Auto — ein Schnappschuß vom abenteuerlichen Gefahrentraining.
Erst nach einigen Minuten bemerke ich das Tablett mit dem Spritzgebäck, das mir die etwas genervt blickende Polizistin seit geraumer Zeit hinhält. Auch Frauen haben bei der Polizei ein sehr abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld. Auf die Frage eines Reporters, was denn den Beruf als Polizistin so reizvoll mache, kommt die Antwort spontan und fast verwundert: „Das ist mal was anderes.“ Und nach einer kleinen Pause ergänzt sie: „Da wird man gefordert — sportlich und so.“
Mich zieht es wieder zu den beeindruckenden Exponaten: Durchtrainierte Männer beim Hochwasser-Bergungseinsatz, eine Fußstreife in der Innenstadt, ein Deutscher Schäferhund mit einem Polizisten auf Spurensuche.
Bei einer so umfangreichen Ausstellung stört es nicht einmal, daß einige Bilder an den Stellwänden doppelt auftauchen; gute Fotos kann man nicht oft genug sehen. Auch die Exponate in den Vitrinen lohnen einen Besuch. Ein Schaukasten mit verschiedenen Rangabzeichen gibt eine schnelle Orientierung über die Arbeit bei der Polizei. Die andere Vitrine bietet einen historischen Querschnitt durch polizeiliche Kopfbedeckungen. Vom Tschakko bis zum modernen Helm mit Spezialvisier ist alles dabei.
Plötzlich bemerke ich die irritierende Ruhe um mich herum. Tatsächlich — der offizielle Teil der Vernissage ist längst beendet. Nur eine Polizistin ist übrig geblieben. Als sie bemerkt, daß ich sie dabei beobachte, wie sie sorgfältig die Reste eines zertretenen Gebäckstücks aufliest, scheint sie tatsächlich etwas verlegen zu sein. Detlef Hoffmann
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