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Senator für Großkinos - betr.: "Sechs weiter Großkinos", taz vom 22.11.1996

Sehr geehrte Frau Haarhoff,

Ihr Interview mit Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow hat sehr schön herausgebracht, wie hilflos die Stadtentwicklungsbehörde beim Bau neuer Großkinos ist. Man könnte die Stadtentwicklungspolitik auch mit dem Satz zusammenfassen: „Wenn das große Geld durch die Stadt zieht, dann kann die Stadt nichts machen, selbst wenn sie denn wollte.“ Dabei wird leider vergessen, daß verschiedene Behörden den Bau der Multikinos massiv materiell und ideell unterstützt haben und noch unterstützen. (...) Die Vermutung des Senators Thomas Mirow, zwischen den Kleinkinos und den Kinos der Marktführer (UFA/Flebbe) „gelten die Regeln des Wettbewerbs“, zeigt nur, wie wenig er den Hamburger Kinomarkt kennt. Denn „umsatzstarke Filme“ stehen eben nicht allen „Wettbewerbern“ zur Verfügung, sondern in der Regel nur den beiden großen. (...) Die Verdrängung kleinerer Kinos wird von der STEB billigend in Kauf genommen. Die neuen Zuschauer, die der Senator sieht, gibt es offensichtlich auch nicht. Seit Bestehen des „Cinemaxx“ haben die umliegenden Kinos Umsatzrückgänge um bis zu 50 Prozent. Gleichzeitig gibt Flebbe bekannt, daß in 30 Tagen 60.000 Zuschauer nur einen einzigen Film bei ihm gesehen haben. Die UFA geht in ihrem „Savoy“ seit zwei Wochen dazu über, das Kino zu einem Programmkino umzurüsten. Das wird eine Schraube ohne Ende. Die Nische der Programmkinos, von der Senator Mirow spricht, wird gerade mit Hilfe der Senatoren und Senatorinnen plattgemacht.

Freundliche Grüße,

Jens Meyer, Regionalsprecher der Arbeitsgemeinschaft Kino e.V.

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