piwik no script img

Sekt für den Sender

■ Warten auf Radio Sansibar im Kubat-Dorf

Sekt für den Sender

Warten auf „Radio Sansibar“ im Kubat-Dorf

„Wir werden jetzt den NF-Eingang kurzschließen und dann bei 90 Pico anfangen.“ - „Schau dir vorher nochmal genau mein Print mit den Potis an.“

Diese Gesprächsfetzen stammen nicht aus der Elektrotechnikabteilung der TU, sondern aus einem kleinen Zelt im Kubat-Dorf. Im „Großen Sendesaal“ basteln zwei Spezialisten („frisch eingeflogen“, wird vertraulich mitgeteilt) an einer funktionstüchtigen Sendeanlage für „Radio Sansibar“.

Der Probelauf am Montag abend mußte allerdings nach fünf Minuten abgebrochen werden, da ein Kabel durchgeschmort war. „Wir mußten mit allem Möglichen löschen, sogar Sekt ist dabei draufgegangen.“

Das Sendekollektiv plant auf Frequenz 105 Megahertz ein revolutionäres Radioprogramm „mit viel Hörerbeteiligung“. „Wir haben einen alternativen Kabelrat gebildet und uns dann selbst die Frequenz zugewiesen“, verweisen die Funker auf das ordnungsgemäße Zulassungsverfahren.

Das ausgeklügelte Musikprogramm zielt offensichtlich auf ein sehr breit gestreutes Publikum - von „Ton, Steine, Scherben“ bis zum „Rauchhaussong“ soll fast alles möglich sein. Uneinigkeit herrscht noch in der Frage der Werbeakquisition und der Zusammenarbeit mit anderen Sendern. „Radio 100 können wir ja Übertragungsrechte einräumen“, will man dem kränkelnden Konkurrenzsender großzügig helfen. „In 14 Tagen steht unser Programm in der 'Hörzu‘, und danach werden wir auch die anderen Bezirke vernetzen“, sehen die Funker optimistisch einer knallroten Zukunft entgegen.

Für den zweiten Probelauf am Dienstag abend erwartet man allerdings wieder leichte Schmorprobleme - „wenn du wiederkommst, bring‘ auf jeden Fall Sekt mit“.Thomas Langhoff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen