■ Seit vergangenem Jahr gibt es ein Hospiz-Haus in Oldenburg: „Erst frühstücken? Dann waschen?“
„Es ist wie ein großes Einfamilienhaus mitten in der Stadt“, beschreibt Josef Roß von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Hospiz Bremen-Niedersachsen das dortige stationäre Hospiz. „Seit seiner Eröffnung im Sommer '95 trägt es sich noch nicht durch die Beiträge der PatientInnen“ – „Ob es je so sein wird?“ fragt Roß. Das Haus, unterhalten vom Hospiz-St.-Peter-Oldenburg e.V., konnte durch eine größere Erbschaft von 1,8 Millionen Mark realisiert werden. Diese reichten für den Hauskauf, für Umbau und Einrichtung sowie als Startkapital in der Anlaufphase.
Acht Personen können im Oldenburger Hospiz-Haus aufgenommen werden – das Haus ist zeitweise mit vier bis fünf Personen, manchmal aber auch nur mit zwei Personen belegt. Die Gäste bleiben im Durchschnitt drei Wochen und bezahlen für den Aufenthalt 310 Mark am Tag. 160 Mark davon übernehmen die Krankenkassen, 150 Mark Restkosten verbleiben bei den PatientInnen. „Dieser Restbetrag wird bei uns zum Großteil vom Sozialamt oder durch Spenden finanziert“, so Josef Roß. „Denn die Aufnahme darf sich nicht am Geld entscheiden.“ Der Jahresetat des Hauses von rund 800.000 Mark – in erster Linie für die Personalkosten von acht Pflegestellen und einer Sozialarbeiterin als Leiterin – sei nur mit Hilfe von Spenden aufzubringen.
Obwohl das Hospiz-Haus inzwischen in Oldenburg eingeführt und akzeptiert sei, habe auch dort die ambulante Hospiz-Hilfe weiterhin Vorrang, betont Roß. Wichtig ist in seinen Augen jedoch die Option, eine gesonderte Stätte zu haben: Etwa für eine jüngere krebskranke Frau mit zwei Kindern, deren körperliche Verfassung eine Hausbetreuung ermöglicht hätte. Die Frau hätte jedoch dringend eine psychische Erholungsphase gebraucht, die ihr vier Wochen lang im Hospiz-Haus gewährt werden konnte. Viele Menschen wollten zwar tatsächlich lieber zu Hause sterben, schaffen es aber nicht, berichtet Roß. Im Hospiz-Haus kann der Tagesablauf auf den Lebensrhythmus der einzelnen Personen abgestimmt werden – wann wird aufgestanden? wird erst gefrühstückt? dann gewaschen? – nicht das Pflegepersonal gibt den Rhythmus vor.
„Wir haben auch im Gespräch mit Ärzten einen Prozeß in Gang gebracht“, sagt Roß. „Man spricht hier inzwischen offener über die letzte Lebensphase.“ sip
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