■ Seit der Antike: Einfallsreichtum
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“, erklärte Jesus, als ihn die Juden fragten, ob man denn Steuern überhaupt zahlen dürfe. Und: „Pecunia non olet“, sprach Kaiser Vespasian (9 bis 79 n. Chr.), „Geld stinkt nicht“, als man ihn wegen einer neuen Steuer angriff; er hatte Abgaben für Klosetts eingeführt.
Beide Vorfälle zeigen: Steuern gibt es schon seit altersher, und sie waren seit jeher umstritten. Als moralisch verwerflich gilt Steuerhinterziehung jedoch erst seit der Moderne. Was allerdings nicht viel nützt, hinterzogen wird weiterhin, wo immer der Bürger nur kann.
Die Methoden, Menschen für die Belange des Staates zur Ader zu lassen, haben sich in den Jahrtausenden gewandelt. Im Altertum wurden meist nur die ärmeren Schichten mit Steuern belegt. Dabei gingen allerdings die reicheren nicht abgabenfrei aus. So wurden sie angehalten, Soldaten zu stellen oder Ausrüstungen für den Krieg. Auch fungierten sie als Sponsoren für öffentliche Feste, mitunter auch als Spender von Getreide und Lebensmittel für die Armen.
Das Mittelalter führte dann die massive Besteuerung von Grund und Boden ein: Bauern mußten den „Zehnten“ ihrer Ernte abliefern, wobei dieser Zehnte auch schon mal die Hälfte des Eingefahrenen sein konnte. Die Grundbesitzer ihrerseits aber mußten dann auch wieder Teile an ihren Lehnsherrn abgeben, und dieser an den König oder Kaiser. Ritter mußten ihrem Herrn auch durch Kriegsdienst beistehen. Klöster waren ihrer Kirche tributpflichtig. Wichtige Einnahmen waren auch die Wegezölle.
Allerdings erwiesen sich Kaiser und Könige nicht immer als stark genug, die Steuern einzutreiben. Noch im 15. Jahrhundert scheiterte in Deutschland der Versuch, den berühmten „Reichspfennig“ durchzusetzen. England und Frankreich entwickelten zu dieser Zeit bereits ein richtiges System, zunächst überwiegend aus indirekten Steuern, etwa auf Salz oder Safran. Erst im 19. Jahrhundert, als sich die Geldwirtschaft immer mehr durchsetzte, bekam auch Deutschland sein Steuersystem. Seither wird der Staatshaushalt überwiegend aus den Abgaben der Bürger bestritten.
So einfallsreich die Herren bei der Erfindung waren, so kreativ waren die Bürger beim Hinterziehen. Eine der berühmtesten Vorkehrungen gegen den Zugriff der Steuerbeamten führte zu einer der Architekturkuriositäten Italiens. Da die südlichen Landesherren die Steuer pro Haus einzogen, erfanden die Bauern in Apulien Rundbauten aus aufeinandergelegten flachen Steinen, meist mit nur einem Innenraum und einem kegelförmigen Dach drauf. Meldeten die Hirten durch Pfiffe die Ankunft des Steuertrosses, genügten wenige Handgriffe, und das Häuschen verwandelte sich in einen Steinhaufen. Erst später, als die Feudalherrschaft vorbei war, verputzte man die Rundbauten, und die Tausenden von „Trulli“ sind heute die Attraktion der Region.Werner Raith
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