piwik no script img

Seit 20 Tagen kein Regen

Berlin: Der Metereologe Georg Bogumil traute seinen Augen kaum, als er gestern die Statistik für den auslaufenden Monat Mai zusammenstellte: Noch nie seit Beginn der Messungen der Niederschläge im Jahr 1908 hat es so wenig geregnet, wie in dem hinter uns liegenden Wonnemonat. Der letzte Regen fiel am 12. Mai, seither sind die Himmelsschleusen verrammelt und verriegelt. Es gab zwar schon Jahre, wo es im Sommer ähnlich trocken war, wie 1986, aber erst im Juni und Juli. In Zahlen ausgedrückt, hat es im Mai 1992 genau 25,2 Millimeter geregnet, normal wären 49 Millimeter gewesen.

»Der Mai war erheblich zu sonnenreich, zu trocken und zu warm«, lautet Bogumils Zusammenfassung. Den Begriff schönes Wetter verwenden die Metereologen wohlweislich nicht, denn »schön« ist relativ. Die Pflanzen haben unter der extrem trockenen Witterung sehr gelitten und mit ihnen die Bauern und Gärtner. Genau 302 Sonnenstunden hat uns der Mai beschert, der Durchschnittswert liegt bei 221 Stunden. Da kommt einem richtig das Gruseln, wenn man sich vor Augen führt, daß die Sonne im Mai 1991 dagegen nur 180 Stunden geschienen hat. Insgesamt hat die Sonne in diesem Jahrhundert im Mai nur achtmal über 300 Stunden vom Himmel gelacht. 1915, 1917, 1925, 1943, 1980, 1989, 1990 und 1990. Ist die Häufung — in den 80ern und 90ern im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahrzehnten viermal — auch ein Zeichen der Klimaveränderung?

Die Durchschnittstemperatur in diesem Mai lag bei 15,6 Grad, üblich sind 13,6. Die heißesten drei Tage waren am 21. bis zum 23. des Monats. Mit neun Sommertagen — über 25 Grad — war der Mai weitaus großzügiger als üblich: normal sind drei Tage. Ein Hitzerekord, so wie 1922 mit 33,2 Grad, blieb uns zum Glück erspart. Mit dem Ende des Mai ging gestern auch das metereologische Frühjahr zu Ende, das am 1. März begann. Die Messungen ergaben, daß es mit 551 Sonnenscheinstunden (normal sind 521) und 144,6 Millimeter Niederschlag (normal sind 125,7) kein Grund zur Klage gibt. plu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen