Sehr geehrter Markus Jehle,

natürlich glaubt keiner in der taz an die Astrologie, aber heimlich lesen die meisten doch ihr Horoskop. Deshalb wünschen wir uns von Ihnen, als Diplom-Psychologe und Leiter des Astrologie-Zentrums Berlin, ein Radix-Horoskop mit einer kurzen Deutung und einem Ausblick auf das neue Lebensjahr. Zwar erschien die erste richtige taz am 17. April 1979. „Geboren“ wurde sie wohl schon am 16. April 1979, als der Drucker das erste Exemplar gegen 18 Uhr aus der Maschine zog.

Können Sie uns diesen Wunsch erfüllen?

Liebe taz,

ihr seid ein Pionierprojekt (Widder-Sonne) mit einer klaren Kampfansage (Widder-Mars) an die Medienwelt: „Wir können es besser.“ Ein hoher Anspruch (Jupiter im 10. Haus), zum Teil gespeist von einem Hang zur Selbstüberschätzung (Sonne Quadrat Jupiter), jedoch auf einer starken Begeisterungsfähigkeit und hohen Idealen (Schütze-Mond) aufbauend. Die taz will hoch hinaus, muss auf dem Weg dorthin aber immer wieder durch tiefe Täler gehen. Als aus den Druckmaschinen die ersten Exemplare liefen, stand Pluto genau am Aszendenten: Der Kampf ums eigene Überleben wird zum Programm, die damit verbundenen Krisen zwingen zur fortlaufenden Metamorphose. Die taz muss sich ständig neu gebären und erschaffen, der stetige Wandel ist ihr Markenzeichen.

Doch was wäre die taz ohne ihre Leser – sie sind Teil der eigenen Identität (Sonne im 7. Haus). Zwar stehen die eigenen Ziele mit der gewünschten Zielgruppe nicht selten über Kreuz (Sonne Quadrat Jupiter), die daraus resultierende Spannung ist jedoch Antrieb für das eigene Vorwärtskommen. Die taz will begeistern und ihre Leser überzeugen, indem sie für ihre eigenen, teilweise auch überhöhten Ideale mit größtmöglichem Enthusiasmus einsteht (Schütze-Mond Konjunktion Neptun).

Freiheit kann man kaufen, so lautet bei der taz das Motto zur Sicherung der Existenz. Doch die Ressourcen und Finanzen sind starken Schwankungen unterworfen. Immer wieder müssen neue, zukunftsträchtige Finanzierungsmodelle ausprobiert werden. Außenseiter zu sein, sichert ihr zunächst ein gewisses Revier in der Medienlandschaft, das jedoch durch die Fähigkeit zur Innovation und den Mut, Neues zu wagen, gefestigt und verteidigt werden muss (Uranus im 2. Haus).

Bei der täglichen Arbeit geht es hoch her, wenn es sein muss, bis die Fetzen fliegen. Ein hartes, von Konkurrenz geprägtes Ringen um eine gute Streitkultur ist gefordert, ansonsten droht zornige Selbstzerfleischung (Widder-Mars im 6. Haus). Ohne „Leitwolf“ und klare Strukturen (Saturn im 11. Haus) kommt sie nur schwer voran – für die taz ein harter, mühsamer Lern- und Entwicklungsprozess.

Ihren Kinderschuhen ist sie längst entwachsen, doch ganz „erwachsen“ ist die taz aus astrologischer Sicht noch nicht. Gegenwärtig ist sie gefordert, ihre gesellschaftliche Position zu festigen und sich für ihre Ziele und Ideale den nötigen Respekt und die gewünschte Anerkennung zu verschaffen (Transit-Saturn im 10. Haus).

Ganz egal, wie gut die taz auch immer war, ist und sein wird, eines will sie ganz gewiss: immer besser werden. Genau der richtige Anspruch, um das eigene Überleben zu sichern.

Markus Jehle