: Sehnsucht und Mordlust
■ Die Freie Theaterschule spielt "Dämonen", ein Beziehungsdrama von Lars Noren
, ein Beziehungsdrama von Lars Norén
Frank liebt Katarina, und gleichzeitig haßt er sie. Katarina geht es nicht anders mit Frank. Sie betteln um Zuwendung und verteilen nur Bösartigkeiten. Und sie kennen sich gut genug, um sich gegenseitig grausamst zu verletzen. Auch Jenna und Tomas können sich ihre Liebe nicht zeigen. Um diese vier Menschen, die ihre Einsamkeit hinter dicken Mauern von Zynismus und Verachtung verbergen, geht es in Lars Noréns scharfzüngigem Stück Dämonen, das am Freitag in der Freien Theaterschule Premiere hatte.
Es ist ein dialogbetontes Drama, in dem aber auch wortwörtlich die Fetzen fliegen. Keiner traut dem anderen. Sagt Katarina „Ich liebe dich“, wittert Frank Gefahr: „Was willst du damit sagen?“ Die beiden sind zwei kinderlos-intellektuelle Vertreter der „Toscana-Fraktion“, Tomas und Jenna hingegen ein eher kleinbürgerliches Ehepaar. Alle vier haben ihre persönliche Methode, die eigene Verletzlichkeit zu verstecken.
Regisseur Ingo Schöne, Gründer der „Freien Theaterschule“ hat seinen vier jungen Mimen mit den überzeichneten Rollen des bissigen Dänen Norén einiges zugemutet und sie erfüllen die darstellerische Aufgabe in sehr unterschiedlicher Qualität. Anja Reimers spielt als exzentrische Katarina am überzeugendsten. Marie Vrijdaghs hat Mühe, Jennas Stimmungen auszudrücken. Wo sie dem Text nach hundemüde sein sollte, agiert sie springlebendig. Auch die beiden Männer schaffen es nur bedingt, die in turbulenten Szenen aufgebaute Spannung aufrechtzuerhalten. Aber alle stehen engagiert in ihrer Rolle.
Der zermürbende Kampf der vier Streiter macht vor keinem Tabubruch halt. Darüber zerbrechen allmählich ihre zementierten Fassaden, es entstehen kurze Bündnisse, aber auch hier achtet jeder letztlich nur auf sein Wohl und Weh, auf die eigenen Gefühle zwischen Sehnsucht und Mordlust. Fast wie im richtigen Leben. Werner Hinzpeter
11.-13., 18.-20., 25.-27. 6., jeweils 20 Uhr, Die Freie Theaterschule, Ludwigstraße 13
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen