Das Abaton zeigt zum Reformationstag „Luther“ in Anwesenheit protestantischer Geistlicher
: Seelenvolles Reformieren

Konfessionsstifter ist eine prima Berufsbezeichnung. Dass die dazugehörigen Lehrjahre ganz schön anstrengend sein können, möchte der vielfach beworbene Film Luther uns nahe bringen. Man mag Regisseur Eric Timm und seinen Darstellern gerne glauben, dass es eine reizvolle Aufgabe war, die erste Hälfte des Lebens des Augustiner-Mönches und dessen reformatorischen Eifer zu verfilmen. Doch es bereitet einige Schwierigkeiten, wenn man weiß, dass Martin Luther gerne zu Hause an Texten gearbeitet hat und dass das allein nun keinen Filmplot ergibt.

Dieser Schwierigkeiten war sich der Filmemacher wohl bewusst. Der durchaus reizvolle Konflikt zwischen der römischen Kurie und dem streitbaren Geistlichen musste, so die Vorgabe, in opulente Bilder gepackt werden. Für diese Transformation hat sich Timm einiger durchaus bewährter Techniken bedient.

Zunächst einmal verändert man das Luther-Bild. Aus dem dicklichen älteren Herrn, stets leicht grimmig blickend, wie er uns von zeitgenössischen Stichen und Bildern bekannt ist, macht man einen attraktiven jungen Mann. Joseph Fiennes blickt mit seelenvollen, dunklen Augen in die Kamera, und der Zuschauer nimmt ihm das Sendungsbewusstsein sofort ab. Des Weiteren sorgt man für eine internationale Starbesetzung: Sir Peter Ustinov spielt Friedrich den Weisen, der Luther und seinen Ideen zugetan war. Bruno Ganz mimt den Beichtvater Johann von Staupitz, und Uwe Ochsenknecht darf mit dem selbstverliebten Papst Leo X. die zumindest nominell größte Rolle seines Lebens spielen.

So wird aus Luther ein Historienfilm, dessen Ausstattung aller Ehren wert ist. Fraglich bleibt dabei aber immer, ob dieser Umgang mit dem historischen Luther gerechtfertigt ist. Der Mann des Wortes, der die römische Kurie mit der Kraft der Bibel – die den herkömmlichen Geistlichen zu dieser Zeit meist gar nicht geläufig war – anging und dort die Begründungen fand, um beispielsweise den Ablasshandel und den Nepotismus im Vatikan anzugreifen, verschwindet hinter dem Mann des Volkes, der als Kämpfer für die Gerechtigkeit antritt.

Wegen dieser populären Szenen, in denen der junge Geistliche einen Selbstmörder auf dem Friedhof begräbt und einer jungen armen Frau und ihrem verkrüppelten Kind beisteht – entsteht über weite Strecken der Eindruck, bei Luther handle es sich um einen Werbefilm für die prostestantischen Kirchen der Welt. Fragen, mit denen man die Geistlichen bei den Sondervorführungen zum Reformationstag durchaus konfrontieren sollte. Eberhard Spohd

Freitag, 15 Uhr, mit Konfirmandenpastor Ekkehard Langbein und Landesjugendpastor Jörn Möller; 19.15 Uhr, mit Hauptpastor Helge Adolphsen und Michael Stahl vom Amt für Öffentlickeitsdienst, Abaton