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Schwimmweltmeister Florian WellbrockErst Gold, dann Reset

Florian Wellbrock wird bei der Schwimm-WM Weltmeister über 10 Kilometer. Auf dieser Strecke ist es sein erster großer internationaler Titel.

Florian Wellbrock kommt ins Ziel – und ist erster Foto: ap

Berlin taz, dpa | Es dauerte genau 1 Stunde, 47 Minuten und 55,9 Sekunden an diesem vierten Wettbewerbstag in Südkorea, da durfte Florian Wellbrock sich Weltmeister nennen: In einem packenden Rennen über die 10-Kilometer-Distanz im Freiwasserschwimmen setzte sich der 21-Jährige gegen den zweitplatzierten Franzosen Marc-Antoine Olivier durch – am Ende waren es 0,2 Sekunden, die er ihm voraus war.

Es ist der erste Weltmeistertitel für den gebürtigen Bremer, der in Magdeburg lebt und trainiert. „Dass ich das jetzt geschafft habe, muss im Kopf erst mal noch ankommen“, sagte Wellbrock kurz nach dem Wettbewerb in Yeosu.

Für Wellbrock bedeutet dies zugleich die Qualifikation für die olympischen Spiele in Tokio im kommenden Jahr. Den Erfolg des deutschen Teams komplettierte Wellbrocks Magdeburger Trainingspartner Rob Muffels, der Bronze holte. Muffels gab später gegenüber dem ZDF allerdings zu, dass er den Franzosen Olivier mit seinen Händen an die Beinen gegriffen habe, um seinem Teamkameraden zu helfen. Konsequenzen wird dies wohl dennoch nicht haben – das Freiwasserschwimmen ist für seine rüde Gangart bekannt, ein solches Vergehen würde üblicherweise eine Verwarnung nach sich ziehen.

Standort Magdeburg

Nun hat das deutsche Team schon eine beachtliche Ausbeute vorzuweisen. Denn zuvor konnten sich die Würzburgerin Leonie Beck und die dritte Magdeburgerin im Bunde, Finnia Wunram, für Olympia qualifizieren. Noch nie hat eine Nation im Freiwasserschwimmen zwei Männer und zwei Frauen für die olympischen Spiele stellen können.

Ein Achtungserfolg aber auch für den Standort Magdeburg – neben Wellbrock, Muffels und Wunram könnten noch zwei weitere Athlet_innen, die dort trainieren, auf den Olympiazug aufspringen. Sowohl Franziska Hentke als auch Aliena Schmidtke, die beide auf den Schmetterlingsdisziplinen zu Hause sind, dürfen sich Hoffnungen auf eine Nominierung machen.

Für Wellbrock aber ist der Weltmeistertitel der nächste Schritt einer bemerkenswerten Karriere. Mit erst 16 Jahren entschied er sich für den Leistungssport und wechselte von der Weser an die Elbe, trainiert seitdem bei Bernd Berkhahn unter optimalen Bedingungen und konnte sich sehr schnell bis zur Weltspitze vorarbeiten.

„Einen Tag abschalten“

Bei den olympischen Spielen in Rio 2016 enttäuschte er noch auf seiner eigentlichen Disziplin, den 1.500 Meter Freistil. Zwei Jahre später wurde er auf der Strecke Europameister, schlug gleichzeitig den amtierenden Olympiasieger Gregorio Paltri­nieri. Paltri­nieri, damals noch gesundheitlich angeschlagen, versuchte sich nun genauso wie Wellbrock über die olympische Freiwasserdistanz. Wieder war Wellbrock schneller.

Ein Wiedersehen wird es im Becken geben, über die 1.500 Meter Freistil, die Hauptstrecke der beiden Ausnahmeathleten. „Jetzt erst mal kopftechnisch einen Tag abschalten, resetten und dann volle Kraft voraus fürs­ ­Beckenschwimmen“, erklärte der frisch gebackene Weltmeister Well­brock im Hinblick auf die kommenden Tage.

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1 Kommentar

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  • 8G
    84935 (Profil gelöscht)

    Ein Kometenhafter Aufstieg und dazu noch von mehreren Athleten des gleichen Trainingsstützpunktes? In den letzten Jahren habe ich leider zu viele Dopinggeschichten gehört, als dass da nicht automatisch die Alarmglocken im Kopf angehen würden. Ich hoffe und wünsche ihm, dass es wirklich sein Talent und Trainingsfleiß war, der ihn so weit gebracht hat, und nicht seine Ärtze!