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Schwimmen in BerlinPack die Badehose noch mal aus

Der Monat Mai war ungewöhnlich warm - trotzdem öffnen die meisten Sommerbäder erst wesentlich später. Ein ungewöhnliches Hostelprojekt im Kreuzberger Prinzenbad steckt unterdessen in Schwierigkeiten.

Wasser Marsch: Eines der wenigen Sommerbäder, das schon aufhat, ist das Prinzenbad in Kreuzberg. Bild: dpa

Die Sonne scheint, in der ganzen Stadt sind kurze Hosen angesagt. Doch wer sich im Sommerbad erfrischen will, steht meist vor verschlossenen Türen. "Das Wetter ist doch schon seit Wochen gut", sagt Freizeitschwimmerin Anne Weiß aus Schöneberg, "aber bei uns gibt es kein Sommerbad, das geöffnet ist." Konnte man in den Vorjahren schon Mitte Mai in fast allen Bädern abtauchen, sind bislang lediglich das Prinzenbad in Kreuzberg, das Sommerbad Olympia-Stadion in Charlottenburg sowie die Außenbecken der Kombibäder Mariendorf, Seestraße und Spandau Süd geöffnet. Geschlossen sind zehn Sommerbäder.

"Wenn wir die Sommerbäder öffnen, müssen wir gleichzeitig die Hallenbäder schließen", sagt Klaus Lipinsky, Chef der Berliner Bäder-Betriebe, "Für einen Parallelbetrieb fehlt uns schlichtweg das Personal." In den vergangenen Jahren seien oft die Sommerbäder geöffnet und die Hallenbäder geschlossen gewesen, obwohl es dafür noch zu kalt war. Ab diesem Jahr wolle man die Öffnungszeiten der Sommerbäder flexibel gestalten. Spätestens am 11. Juni sollen alle offen sein.

Anne Weiß beruhigt das nicht: "Die Sportschwimmhalle Schöneberg ist wegen Sanierungen geschlossen worden, obwohl Wasser in den Becken ist." Nur Vereinsschwimmer dürften das Bad derzeit nutzen. Auch das Stadtbad Schöneberg, die Schwimmhalle Sewanstraße, das Kombibad Gropiusstadt und die Halle des Kombibads Spandau Süd sind derzeit wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.

Eigentlich war der vergangene Monat ungewöhnlich warm: "In Berlin war es rund 1,5 Grad wärmer als im Mai üblich", teilte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes mit. Aus Meteorologensicht gebe es also keinen Grund, die Bäder in diesem Jahr erst später zu öffnen. Lipinsky reicht das aber nicht: "Das Wetter kann sich zurzeit täglich ändern. Wir brauchen eine wirklich stabile Sommerwetterlage, damit unsere Bäder einigermaßen ausgelastet sind." Um die bis zu 5.000 Euro Kosten auszugleichen, die ein geöffnetes Sommerbad pro Tag verschlinge, müssten ca. 2.000 Badegäste kommen. "Wer sich vom kalten Wasser nicht abschrecken lässt, kann auf die Freibäder an den Naturgewässern ausweichen", sagt Lipinsky.

Oder eben nach Kreuzberg, wie Jan Noack, Schwimmmeister im Prinzenbad, bestätigt: "Es macht sich bei uns definitiv bemerkbar, dass die anderen Sommerbäder noch zu haben. Im Vergleich zu anderen Jahren kommen viele Gäste aus Neukölln und Pankow zu uns."

Im Moment sind es allerdings andere Gäste, die im Prinzenbad für Aufregung sorgen: Die Firma Scube Parks plant, 40 Touristenunterkünfte in Form von 2,8 mal 2,8 Meter großen Würfeln auf die hintere Liegewiese zu stellen. Doch jetzt, nachdem bereits fünf Würfel stehen, will das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg keine Genehmigung für weitere Hütten erteilen. Auch die Bezirksverordnetenversammlung hat sich gegen das Projekt ausgesprochen.

"Für uns ist das nicht nur ein herber Rückschlag, sondern existenzbedrohend", sagt Marius Jast von dem Start-up-Unternehmen. Anderthalb Jahre habe man an dem Projekt gearbeitet und viel Geld investiert. Alle 40 Kilometer von Berlin bis Usedom sollten Würfelparks entstehen. "Wir wollen jetzt nicht aufgeben und haben die Hoffnung, uns bei den Verhandlungen mit dem Bauamt in der Mitte zu treffen."

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