■ Schwimm-WM: „Wieder mal viel drunter und drüber“
Perth (dpa) – Drei Tage vor Beginn der Schwimm-Wettbewerbe bei den Weltmeisterschaften in Perth ist es im deutschen Team gestern zu einem großen Krach gekommen. Unmittelbar nach dem Umzug aus dem 20 Kilometer entfernten Trainingsquartier Esplanade in Fremantle in das als Wettkampf-Quartier vorgesehene Hotel Sheraton Perth ergriffen die Athleten wieder die Flucht. Sie waren auf einer Baustelle gelandet. Athleten und Trainer übten ungewohnt harte Kritik an der Mannschaftsleitung und dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV). In die Schußlinie geriet vor allem DSV- Sportdirektor Klaus Nottrodt. Aktivensprecher Chris-Carol Bremer (Hamburg) forderte: „Diesmal muß die Konsequenz auf dem Fuße folgen.“ Bremer hatte Mühe, Ruhe zu bewahren: „Mit den Amis werden wir schon fertig werden, die Aussies werden wir auch schon schlagen. Aber die eigenen Leute haben uns am Ende hier geschafft.“
„Es ist nicht alles Scheiße, aber es geht wieder mal viel drunter und drüber“, beschrieb Franziska van Almsick die Situation, vor der die Springer, die schon seit knapp einer Woche im Sheraton wohnen, mehrfach gewarnt hatten. Medaillenanwärterin Antje Buschschulte kochte vor Wut: „Ich habe keinen Bock, noch mal umzuziehen. Ich finde das bescheuert, daß die das hier nicht auf die Reihe kriegen.“
Nach fieberhafter Suche hatte der DSV im Hotel Rydges für das 44köpfige Schwimm-Team Zimmer gefunden. Der in die Kritik geratene Nottrodt zeigte Verständnis: „Das würde ich auch tun, das ist korrekt.“ Seine Erklärung: „Wir sind von der Hotelleitung nicht darüber informiert worden, daß hier Bauarbeiten in größerem Umfang stattfinden.“ Verhandlungen mit der Hotelleitung über Einstellung der Bauarbeiten führten nicht zum Erfolg. Weltmeisterin van Almsick: „Der DSV wird es nicht lernen. Das paßt wieder alles zusammen, schade.“
Dirk Lange, Trainer von Sandra Völker, verstand die Welt nicht mehr: „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Im Sheraton gibt es keinen Pool, keinen Kraftraum, kleinere Zimmer – und dann noch die Bauarbeiten. Und inzwischen ziehen die Amerikaner in unsere schönen Zimmer im Esplanade in Fremantle ein.“ Der Essener Trainer Horst Melzer wetterte: „Es gibt Leute im Management, die nicht in der Lage sind, schnell zu reagieren. Wir brauchen Professionalität in der Führungsetage des Managements. Und die kann ich im Moment nicht erkennen.“
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