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Schwere Gefechte zwischen China und Vietnam

■ Seit Jahren schwelender Grenzkonflikt neu entflammt / Hanoi meldet 500 Opfer bei Chinesen / Peking spricht von „Prahlerei“ / Gegenseitige Angriffsbeschuldigungen / Vietnam will verhandeln, China besteht auf Truppenabzug aus Kambodscha

Peking/Hanoi (dpa/ap/afp) - Chinesische und vietnamesische Grenztruppen haben sich in den vergangenen Tagen erneut schwere Gefechte geliefert. Nach einer vietnamesischen Verlautbarung sollen im Bezirk Vi Xuyen, der an China grenzenden Provinz Ha Tuyen, am Montag drei chinesische Angriffe abgewehrt und 500 chinesische Soldaten getötet oder verwundet worden sein. Die chinesische Nachrichtenagentur „Neues China“ meldete am Mittwoch, es seien 200 vietnamesische Soldaten getötet worden. Den Angaben zufolge dauerten die Gefechte am späten Mittwoch nachmittag noch an. Weiter hieß es, die Vietnamesen hätten rund zwölf Angriffe auf chinesische Positionen durchgeführt. Das chinesische Außenministerium warf den Vietnamesen „Provokationen“ vor. Die von Vietnam behaupteten Siege seien „reine Prahlerei“. Die von Vietnam gemeldeten Verlustzahlen wären, falls sie zutreffen, die höchsten bei einem einzelnen Grenzgefecht in dem seit Jahren schwelenden Konflikt. Er begann 1979 mit einer von China unternommenen und als Strafoperation für die vietnamesische Besetzung Kambodschas bezeichnete Invasion in dem Nachbarstaat. Seitdem haben beide Seiten einander häufig der Provokation bezichtigt. Die meisten Zwischen fälle in den letzten sieben Jahren konzentrierten sich nach vietnamesischen Angaben auf die Provinz Ha Tuyen. Die Kommunisten Vietnams waren bei ihrem Kampf gegen Franzosen, Japaner und Amerikaner von China nachhaltig unterstützt worden. Das Bündnis zerbrach kurze Zeit nach der Machtübernahme der Kommunisten 1975 in ganz Vietnam. Diese Entwicklung war zum Teil eine Folge der Besorgnis Chinas über vietnamesische Hegemoniebestrebungen in Indochina. Heute finden die in Kambodscha gegen die vietnamesische Besatzung und das von Vietnam eingesetzte Regime kämpfenden Widerstandsgrup pen bei China Rückhalt. Für das Organ der vietnamesischen Streitkräfte, sollte der neue „Mißerfolg“ einer chinesischen Invasion eine „ernste Warnung an unseren Feind“ bedeuten. Die Tageszeitung kritisiert gleichzeitig scharf die „Hinterhältigkeit“ der Chinesen, die von Frieden und Freundschaft sprächen, jedoch lieber Gewalt einsetzten. Vietnam wolle Freundschaft und sei jederzeit und jedenorts zu Verhandlungen auf jeder möglichen Ebene bereit, um die Beziehungen zu China zu normalisieren. Vietnam hatte in den letzten Monaten die Verhandlungsangebote vervielfältigt, China besteht jedoch darauf, daß zuvor die vietnamesischen Truppen aus Kambodscha abgezogen werden.

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