: Schwarze Kunst
■ Korrektur im Winkelhaken: Leiche/Leichenbegräbnis/Hochzeit/Brautverschenkung
Korrektur
im Winkel
haken
Wer weiß, warum ein vom Setzer versehentlich ausgelassenes Wort oder gar Satz als Leiche bezeichnet wird? Um diese aus der Welt zu schaffen, gab es gelegentlich ein Leichenbegängnis. Man verhängte dazu die Fenster des Setzersaals mit Tüchern und formierte sich zu einem festlichen Zug. Vorausgetragen wurde der Korrekturabzug mit der Leiche, ein traurig wedelndes Handtuch symbolisierte die Trauerfahne, und ein aufragender Besen war das Zeichen religiöser Würde. Selbst Trauerglocken wurden imitierend in Gang gesetzt, in dem rhythmisch an alle verfügbaren Gläser geschlagen wurde. Das Leichenbegängnis endete beim so verulkten Setzer, dem dann feierlich die Leiche zur Beisetzung in das noch zu schaffende Grab übergeben wurde.
Eine Hochzeit ist sozusagen das Gegenteil einer Leiche, nämlich doppelt gesetzte Worte oder Wortfolgen - bei der Korrektur von Handsatz genau so lästig wie eine Leiche.
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