■ Schwarzbild: Blackout statt live
„Schreinemakers live“, Do., 21 Uhr, Sat.1
Die Wirklichkeit war leider dröger als das taz-Szenario auf unserer Mittwochseite. Margarethe, im kurzen Knallgrünen, beendete ihre „wunderschöne Zeit mit meinem tollen Baby“ (Begrüßung) mit der Ankündigung, sie könne den Beitrag zu ihrer Steueraffäre („Lügen“, „Kübel von Dreck“) aus juristischen Gründen leider erst zum Ende der Sendung bringen. Quote gesichert.
Die Zeit bis dahin füllte sie, angespannt, aber anfangs noch souverän, mit den üblichen Themen: Was wird aus den Kindern, wenn beide Eltern sterben? Korruption bei Vater Staat (das Thema Waigel dräute im Hintergrund). Gegen Ende einer Werbepause blendete Sat.1 einen Trailer für Harald Schmidts ab Mitternacht geplante Show ein. Der hantierte mit flackernden Glühbirnchen, ein Spiel, das er als „Moderatorenein- und -ausschalten“ ankündigte. Was Margarethe so nervös machte, daß sie den nun folgenden Schlagabtausch zwischen ihren Gästen Jürgen Drews und dem jungen Mann, der behauptete, sein Sohn zu sein, nicht in den Griff bekam und die Zuschauer nur noch Bahnhof verstanden.
Der große Moment kam um 23.50 Uhr. Kaum lief der Trailer zu ihrem Beitrag in eigener Sache an, da füllte eine graue Tafel den Bildschirm: „Leider muß Sat.1 aus aktuellem Anlaß seinen Programmablauf ändern.“ Warum, das verlas anschließend Ulrich Meyer als Spitzenmeldung einer außerplanmäßigen Nachrichtensendung: „Wir sind der Auffassung, daß eine Moderatorin dieses Thema nicht zum Gegenstand der Sendung machen kann und darf.“ Es folgte der Waffenstillstand in Tschetschenien.MR
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen