Schwarz-Grün: GAL kritisiert geschlagenen Ahlhaus
Mitgliedschaft des designierten Hamburger Bürgermeisters Ahlhaus (CDU) in der schlagenden Verbindung Ghibellinia verstört den grünen Koalitionspartner. Die GAL fordert "lückenlose Aufklärung".
Die kommenden Wochen könnten unangenehm werden für Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU). "Wir erwarten eine lückenlose Aufklärung über sein Verhältnis zur schlagenden Verbindung Ghibellinia", sagt die Vorsitzende der Hamburger Grün-Alternativen Liste (GAL), Katharina Fegebank. Am 25. August will sich Ahlhaus in der Bürgerschaft als Nachfolger von Ole von Beust zum Regierungschef der schwarz-grünen Koalition wählen lassen. Derzeit ist jedoch offen, ob die Grünen da mitziehen. Wenn nicht, ist Alhaus allein im Hohen Haus.
Denn bis dahin muss der 40-jährige Ahlhaus auf einem internen Informationsabend der grünen Basis Rede und Antwort stehen über seinen politischen Kurs und seine Kontakte zur Ghibellinia. Vier Tage später will die GAL auf einem Parteitag entscheiden, ob sie die Koalition unter einem Bürgermeister Ahlhaus fortsetzen will. "Da wird es viele kritische Stimmen geben", vermutet GAL-Parteivize Anjes Tjarks. Der Vorsitzende der Grünen Jugend, Gregor Dutz, ist da präziser: "Das ist ein weiteres Indiz, dass Ahlhaus ein rechter Hardliner ist. Diese Vorwürfe muss er schlüssig aufklären, sonst ist er als schwarz-grüner Bürgermeister nicht tragbar."
Am Sonnabend hatte die taz berichtet, dass der Jurist Mitglied der schlagenden studentischen Verbindung "Turnerschaft Ghibellinia" in seiner Heimatstadt Heidelberg ist. Ahlhaus reagierte sofort: In einem Schreiben an den Vorsitzenden der Burschenschaft, Werner Albrecht, bittet er diesen nun, ihn "aus den Listen zu streichen und nicht mehr als Conkneipant zu führen". Eine Antwort stand am Montag aus.
Laut dem burschenschaftsnahen Internetportal "Tradition-mit-Zukunft" ist ein Conkneipant "ein außerordentliches Mitglied" einer Verbindung. Er dürfe die Mütze der Burschenschaft tragen. Dieser Status diene dazu, "besonders interessierte oder verdiente Personen in die Gemeinschaft zu integrieren". Eine Aufnahme ohne Initiationsrituale werde nur selten jemandem angeboten - und dürfe von diesem auch abgelehnt werden.
Ahlhaus sei erst als CDU-Politiker nach seinem Jura-Studium, das er unter anderem in Heidelberg absolvierte, mit der Burschenschaft in Kontakt gekommen und dort "einige Male zu Gast" gewesen, beteuert der Sprecher der Innenbehörde, Thomas Butter. Er werde als "eine Art Gastmitglied" geführt, sei nicht als Student aktiv gewesen und habe "auch nicht gefochten".
Die Ghibellinia ist Teil des so genannten Waffenrings, der Heidelberger Interessengemeinschaft pflichtschlagender Verbindungen (HIG). Dieser Zusammenschluss verweigerte bereits in den 1920er Jahren jüdischen Studenten die Aufnahme. Zudem ist sie Teil des "Coburger Convents". In der oberfränkischen Stadt kommt der Dachverband von 96 schlagenden Studentenverbindungen jährlich zum Pfingstkongress zusammen. Höhepunkt ist die nächtliche Fackelparade uniformierter Fahnenträger zu Marschmusik. Das Deutschlandlied wird in Gänze gesungen -
Die Ghibellinia wollte am Montag auf Anfrage nicht kommentieren, ob das Kündigungsschreiben des Innensenators dort eingegangen ist. Ahlhaus weist in seinem Brief unter anderem auf seinen Umzug nach Hamburg im Jahr 2001 hin. Er habe an der Elbe seit langer Zeit seinen "Lebensmittelpunkt" gefunden sowie an Veranstaltungen der Ghibellinia seit vielen Jahren nicht mehr teilgenommen.
Allerdings besitzt Ahlhaus in seiner Geburtsstadt Heidelberg immer noch eine Zweitwohnung (taz berichtete). Diese wurde nach seiner Berufung zum Innensenator im Jahr 2008 mit Sicherheitstechnik für rund 200.000 Euro auf Kosten der Steuerzahlers nachgerüstet.
Fraglich ist, ob die Verbindung seiner schriftlichen Bitte nachkommen wird und die Verbindung löst. Die Ghibellinia beschreibt sich selbst als eine "eine Gemeinschaft, die auf dem Prinzip des Lebensbundes basiert. Unser Freundschaftsversprechen gilt lebenslang."
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