piwik no script img

Schwarz-Gelbe PläneBanker sollen vorsorgen

Die Bundesregierung plant eine Sonderabgabe für Banken. Damit will sie sich aber nicht die Staatshilfen für die Branche zurückholen, sondern für künftige Krisen vorbeugen.

Bilanzpressekonferenz der Deutschen Bank: Die Deutsche Bank hat 2009 getragen von einem dicken Plus im Investmentbanking einen Milliardengewinn eingefahren. Bild: dpa

Die schwarz-gelbe Bundesregierung plant die Einführung einer Sonderabgabe für Banken. Darauf einigte sich die Koalitionsrunde, die am Sonntagabend in Berlin tagte. Schon in der nächsten Woche soll das Vorhaben im Bundeskabinett behandelt werden. Zwar sind wichtige Details der Abgabe noch nicht geklärt, eines wird aber schon deutlich: Mit der Abgabe soll eine Art Fonds zur Bewältigung künftiger Krisen finanziert werden; sie soll nicht dem durch die Bankenhilfen belasteten Staatshaushalt zugutekommen.

Die Höhe der geplanten Abgabe steht noch nicht fest. Im Grundsatz vereinbart wurde eine nach Größe und Risiko differenzierte Belastung der jeweiligen Jahresbilanz einer Bank. So sollen die Kundeneinlagen aus der Bilanz herausgerechnet werden; dadurch würden Volksbanken und Sparkassen geschont. Letztlich sollen große Investmentbanken mit hohen Spekulationsrisiken mehr bezahlen als kleine Kreditinstitute. Verantwortlich für das Eintreiben und Sammeln der Abgaben soll der staatliche Finanzmarktstabilisierungsfonds Soffin werden, der eigentlich am Ende des Jahres seine Arbeit einstellen sollte. Unklar ist, wie lange die Banken die Abgabe zahlen sollen.

Damit unterscheiden sich die Pläne in Deutschland deutlich von denen in den USA. Dort soll eine Finanzkrisenverantwortungsabgabe direkt in den Staatshaushalt fließen und in den nächsten zehn Jahren immerhin 90 Milliarden US-Dollar einbringen. Sparkassen und kleine Banken sollen in den USA nicht zur Kasse gebeten werden, da die Abgabe nur bei Banken und Versicherungen mit einer Bilanzsumme von 50 Milliarden US-Dollar fällig wird. Diese sollen 0,15 Prozent ihrer bereinigten Bilanzsumme zahlen.

Stichwort Bankenabgabe

Die Höhe der Abgabe steht noch nicht fest. Grundsätzlich vereinbart wurde eine nach Größe und Risiko differenzierte Belastung der jeweiligen Bilanz.

--

Die Abgaben sollen in einen Topf gebündelt werden, der vom Finanzmarktstabilisierungsfonds SoFFin verwaltet werden soll. Damit würde der eigentlich bis Ende 2010 befristetet SoFFin zu einer Dauereinrichtung.

--

Unklar ist außerdem, ob der Topf bis zu einer festgelegten Gesamtsumme aufgefüllt wird oder ob die Banken endlos einzahlen.

--

Ursprünglich hatte die Bundesregierung zur Beteiligung der Banken an den Kosten ihrer Rettung eine Finanztransaktionssteuer bevorzugt. Nachdem US-Präsident Barack Obama mit einer Abgabe vorgeprescht war, schwenkte die Koalition auf dieses Modell um.

--

Die deutsche Bankenabgabe wird sich wegen der besonderen Struktur des hiesigen Bankenmarktes mit Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken zwar vom US-Modell unterscheiden. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, wird aber vor allem die Höhe der Belastung in den USA eine Rolle spielen. (reuters)

Würde das US-Modell auf Deutschland angewandt, könnte der Staat jährlich bis zu 9 Milliarden Euro einnehmen. Allerdings betonte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), die Abgabe müsse für die Banken zumutbar sein und dürfe ihre Leistungsfähigkeit nicht einschränken.

Die Sparkassen kritisierten ihre mögliche Einbeziehung in eine Bankenabgabe. Es sei zwingend, die Bankenabgabe dort anzusetzen, wo eine besonders hohe Risikoneigung beziehungsweise eine besonders hohe Systemrelevanz herrscht, sagte Stefan Marotzke, Sprecher des Deutschen Sparkassenverbandes, der taz. "Bei den Sparkassen ist die gesamte Bilanzsumme bereits über das eigene Institutssicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe abgesichert." Daher liege das Systemrisiko für den Staat praktisch bei null. "Deswegen halten wir die Einbeziehung der Sparkassen in eine Bankenabgabe für nicht angemessen."

Heftige Kritik kam auch aus der Opposition. Die Bankenabgabe darf nach Ansicht von SPD-Chef Sigmar Gabriel "auf keinen Fall" Sparkassen und Volksbanken belasten. Die Abgabe müsse die Richtigen treffen und dürfe nicht von den Bankkunden und der mittelständischen Wirtschaft über höhere Kreditzinsen bezahlt werden.Mit ihren Plänen verabschiede sich die Koalition von ihrem vollmundigen Versprechen, die Banken müssten für die Krise zahlen, kritisierte der Grünen-Finanzexperte Gerhard Schick. Und der Chefvolkswirt der Linksfraktion, Michael Schlecht, bemängelte: "Obama macht weitreichende Vorschläge, aber die Bundesregierung taucht ab." Sie müsse nicht nur eine Bankenabgabe nach US-Vorbild einführen, sondern auch den Eigenhandel der Banken und deren Beteiligung an Hedgefonds verbieten.

Wie nötig neue Einnahmequellen für den deutschen Staatshaushalt wären, zeigen die neuesten Zahlen des Bundesfinanzministeriums. Demnach sackten im Februar dieses Jahres die Steuereinnahmen von Bund und Ländern - ohne die reinen Gewerbesteuern - um 2,8 Prozent im Vorjahresvergleich ab. Damit ergibt sich für die ersten beiden Monate des Jahres ein Minus von 5,4 Prozent. Der Bundeshaushalt wies entsprechend eine Finanzierungslücke von 28,5 Milliarden Euro auf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • T
    Träumer

    Passt doch prima ins Konzept der Privatbanken: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.

     

    Am Ende steht sowieso der Staat / Steuerzahler. Kein noch so grosser Fonds kann eine Krise diesen Ausmaßes ohne dessen Beteiligung bewältigen.

     

    Leider ist man der Transaktionssteuer nicht gefolgt: Da hätte man die Dezimalstellen-Spekulationen sinnlos gemacht. Im Verein mit Beseitigen von 'Finanz-Massenvernichtungswaffen' wie den Credit Default Swaps (CDS) ,einer effektiven Bankenkontrolle , die Ausgliederung des Eigenhandles aus den Banken in Hedge-Fonds (die dann ohne Steuerzahlerbeteiligung pleite gehen können) - das wäre es gewesen.

  • C
    claudia

    >>Damit unterscheiden sich die Pläne in Deutschland deutlich von denen in den USA. Dort soll eine Finanzkrisenverantwortungsabgabe direkt in den Staatshaushalt fließen und in den nächsten zehn Jahren immerhin 90 Milliarden US-Dollar einbringen. Sparkassen und kleine Banken sollen in den USA nicht zur Kasse gebeten werden,..

  • V
    vic

    Das ist doch Augenwischerei - hilfloser Quatsch. Und jene, die uns das als Firewall gegen Finanzkrisen verkaufen wollen, wissen das genau.

    Am Ende bezahlt diesen Fond doch wieder der Sparer.

    Nichts führt an einer Kapitalertragssteuer vorbei, außer dieser verdammte schwarz-gelbe Widerstand.

  • JK
    Juergen K

    Soll eben nicht in Staatskassen.

     

    Soll VORSORGE sein, also EIGENE Ruecklage.

  • E
    end.the.occupation

    Purer Populismus.

     

    Es gibt offensichlich keinen politischen Willen, die Bankster - schwerkriminelle Schneeallsystembetreiber - auf das erforderliche Format zurückzustutzen.

     

    Also kommt weisse Salbe zum Einsatz: Ein verschwindend kleiner Teil des Geldes, dass die Zentralbank im Moment in die Taschen der Banker pumpt - soll nun in die Staatskassen umgleitet werden, um damit den Eindruck zu erzeugen - dass irgendetwas zur Eindämmung der kommenden Katastrophe geschähe.

     

    Eine weitere Lachnummer einer Regierung, die sich fest im Griff der Finanzindustrie- und der Versicherungslobby befindet.