Schwarz Contemporary: Durch den Filz: Wenn Bildern Haare wachsen

Wenn einer wie Marlon Wobst seiner jüngsten Einzelausstellung bei Schwarz Contemporary den Titel „Haare“ gibt, ist man versucht, selbige weniger auf Köpfen denn auf Körpern zu suchen. Menschliche Körper, oft gänzlich entblößte, gehören schließlich zu den liebsten Sujets des Berliner Malers. Wobst zeigt sie ungeschönt beim Sex, Sonnenbad oder Sport, wobei sie dann in der Regel funktional bekleidet sind, sowie in allerlei mitunter merkwürdigen oder auch albernen Posen, wie sie Körper nun einmal hin und wieder einnehmen. In Wirklichkeit beziehen sich die „Haare“ jedoch auf das Material der Arbeiten, denn der Wollfilz aus dem Bastelbedarf, den Wobst kürzlich für sich entdeckte, besteht bekanntlich aus kuschelig weichem, unentwirrbar verwickeltem Tierhaar. Die Art und Weise, wie der Künstler damit in fröhlicher Unverfrorenheit arbeitet, erinnert durchaus an jene anthroposophisch angehauchten Püppchen oder Kissenbezüge, die auf Kunsthandwerkermärkten angeboten werden, was den eigenwilligen Humor der Bilder nur noch verstärkt. Auf die Spitze treibt Wobst diesen im größten der Filzbilder. Es handelt sich um die Reproduktion eines zufällig gefundenen Einkaufszettels, den man sich nicht besser ausdenken könnte: „Kaffe Kaffe Wasser Sahne Schnaps Kaffesahne“.
Mit der Ausstellung ist Schwarz Contemporary für den VBKI-Preis Berliner Galerien nominiert, der zur Art Week verliehen wird. (bsh)
Bis 30. 9., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Sanderstr. 28
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