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Schwanengesang

Die schwerdeutsche Traditionsfirma Mannesmann ist von der Furie des Verschwindens heimgesucht – so hätte sich wohl Georg Friedrich Wilhelm Hegel ausgedrückt. Und weil – wieder bei Hegel – die Eule der Weisheit erst in der Dämmerung zu fliegen beginnt, so haben sich die letzten Manager des großen Namens zu einer letzten Anstrengung aufgerafft, der Welt zu sagen, was Mannesmann idealerweise einmal war. Unter receiver.mannesmann.de jedenfalls ist zu bestaunen, was Werbung nach der Werbung ist, eine absolute Werbung nämlich, die nicht nur kein Produkt mehr anpreist, sondern auch keine Firma im Ganzen, denn die gibt es ja in diesem Fall nicht mehr. Warum also von Vodaphone, Arcor oder gar von Autobestandteilen reden? Der Receiver von Mannesmann publiziert stattdessen Aufsätze und Glossen namhafter Vordenker des neuen, elektronischen Zeitalters, von Nicholas Negroponte und Michael Schrage vom MIT etwa, oder von Kevin Kelly, dem Gründer von Wired. Gewiss ist das meiste nicht für Mannesmann geschrieben (wohl aber ins Deutsche übersetzt), die Auswahl jedoch zeugt von einem erlesenen Geschmack, ganz so wie das „Artwork“, das in der nunmehr zweiten Ausagbe des Magazins von David Crawford stammt – einem alten Bekannten für die Leser dieser taz-Seite. Es handelt sich um nervös zappelnde Piktogramme, die von einer unangenehm einschmeichelnden Frauenstimme untermalt werden, sobald sich der Mauspfeil darüber bewegt. „Ihre elektronische Post ist angekommen“ , haucht die Schlafzimmerstimme, im Forum, das selbstredend auch zum Reciever dazugehört, regt sich bisher dennoch fast nichts. Warum auch? Dieser Schwanengesang ist so perfekt schön, dass man danach kein Wort mehr darüber verlieren mag.

niklaus@taz.de

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