Schulwegsicherheit in Berlin: Weniger Autos, freier Schulweg

Bei einer Aktion vor einer Kreuzberger Schule fordern Ver­an­stal­te­r*in­nen autofreie Schulzonen. Hintergrund ist die oft gefährliche Verkehrslage.

Zu sehen ist eine Straße. Auf dieser fahren zwei Kinder mit Rucksäcken Fahrrad. Sie sind nur von hinten zu sehen. Links und rechts der Straße parken Autos. Beide Kinder tragen einen Helm.

Nicht selten ist der Weg durch den Straßenverkehr gefährlich für Schulkinder Foto: dpa/Marijan Murat

BERLIN taz | „Papa ist ein Held. Er bringt mich zur Schule. Ohne Auto!“ So steht es auf einem Banner, das den Zaun am Eingang der Adolf-Glaßbrenner-Schule in Kreuzberg schmückt. Auf der Straße wuseln Kinder zwischen Be­treue­r*in­nen umher. Das geht, weil dieser Donnerstag mal ein Tag ist, an dem sie sich nicht auf den zwei Meter breiten Gehweg beschränken müssen.

Denn an diesem Donnerstag ist internationaler autofreier Tag. Und während dabei auch der ÖPNV kostenlos ist und verschiedene Straßen in Berlin am Nachmittag zu temporären Spielstraßen erklärt werden, beteiligen sich einige Grundschulen an „Schulzonen-Aktionen“. Wie die in Kreuzberg. Bei der Aktion soll auf das Problem von unsicheren Schulwegen aufmerksam gemacht werden – gefordert werden autofreie Schulzonen. Ein kleiner Kreis um den Schuleingang soll zumindest für einen Teil des Tages autofrei werden. „Wollen wir dem Auto oder den Kindern Platz einräumen? Beide nebeneinander gehen nicht“, sagt Ragnhild Sørensen von der Initiative Changing Cities, die die Aktion mit koordiniert.

Die Aktion ist auch eine angemeldete Demonstration. Ein Stück der Hagelberger Straße rund um die Schule ist durch die Polizei abgesperrt, vor der Schule geht es hoch her. Luftballons schweben herum, Kinder bemalen den Boden mit Straßenkreide, Erwachsene schenken Kaffee aus. Ein nettes Straßenfest mit ernstem Hintergrund.

Anne Gensior ist Mitglied in der Verkehrs-Arbeitsgruppe an der Grundschule und erklärt den Ablauf der Aktion. Vor der Schule sind einzelne Stationen aufgebaut, die die Kinder nacheinander ablaufen können. An einer dürfen sie ihre Wünsche an die Politik aufschreiben, an einer anderen geht es darum, sich zu überlegen, wie der Platz genutzt werden könnte, der entstünde, wenn keine Autos mehr auf der Straße fahren. An wieder einer anderen Station liegen viele mit Büroklammern verschlossene Zettel auf dem Boden. Mit selbst gebastelten, mit Magneten versehenen Angeln können die Kinder einzelne Zettel angeln. „Erwachsene sind wichtiger als Kinder. Oder?“, liest ein Kind vor und schüttelt heftig den Kopf. Nein, stimmt nicht, pflichten alle bei.

Mit der Aktion möchte man darauf verweisen, dass sich auf politischer Ebene zu wenig tut, wenn es darum geht, Schulwege für Kinder sicherer zu gestalten, so Changing Cities. Ein Anfang wären zum Beispiel die Schulzonen. „Auch Ampelschaltungen müssen länger werden, zum Beispiel an der Yorckstraße. Kinder kommen gar nicht schnell genug rüber“, sagt Anne Gensior.

Ein besonders großes Problem sehen Gensior und Oliver Hartmann von der Initiative Viktoria-Kiezblock bei Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. Diese Elterntaxis würden oft eine Gefahr für Kinder darstellen. Die Mutter eines Schülers an der benachbarten Charlotte-Salomon-Grundschule widersprich: Oft hätten Eltern gar keine anderen Möglichkeiten, als ihre Kinder mit dem Auto zu bringen – besonders wenn sie weiter weg wohnten oder arbeiteten.

Wenigstens einen Einblick in eine autofreie Welt aber gibt es an dem Vormittag für die Erst- bis Dritt­kläss­le­r*in­nen der Glaßbrenner-Schule. „Wir wünschen uns, eine solche Aktion von nun an jährlich zu machen“, sagt Gensior. Und sie kommt an. Die Kinder hätten Spaß und würden gut mitmachen, bestätigt eine Lehrerin.

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