Schulplatzvergabe in Berlin: Fast alle knacken Jackpot
Schulämter haben Bescheide für neue Siebtklässler an Sekundarschulen und Gymnasien verschickt. 1.882 Schüler im viel kritisierten "Schülerlotto" noch ohne Platz.
Für knapp 27.000 Berliner Eltern und Schüler hat sich am Samstag ein Stückchen Zukunft entschieden: Sie erhielten die Zulassungsbescheide der Schulämter für die neuen siebten Klassen an den Gymnasien und Sekundarschulen. Die restlichen Briefe sollen am Montag und Dienstag eintreffen. Die Auswahl regelte sich erstmalig nach einem neuen Auswahlverfahren in Folge der Schulstrukturreform aus dem letzten Jahr.
Berlinweit 26.787 Grundschüler bewarben sich um die Plätze an den weiterführenden Schulen. Die Eltern konnten Erst-, Zweit- und Drittwünsche für den künftigen Unterrichtsort ihrer Kinder angeben. War früher die Wohnortnähe entscheidend, konnte sich nun frei an der Lieblingsschule beworben werden. Wo mehr Anmeldungen eingingen, als Plätze vorhanden sind, haben die Schulen in der Regel 60 Prozent der Plätze nach Notendurchschnitt vergeben, 30 Prozent wurden verlost, zehn Prozent für Schüler mit besonderen Härten vorgehalten. 84 Prozent aller Schüler erhielten jetzt auf diesem Wege ihren Erstwunsch, weitere elf Prozent ihre Zweit- und Drittwünsche. Damit haben bereits 24.905 Berliner Schüler ihre Plätze sicher.
Die meisten Bewerbungen erhielten Sekundarsschulen: 15.183. Bei den Gymnasien gingen 11.604 Anmeldungen ein. Hier kamen bei der Notenauswahl in der Regel nur Schüler mit einem Einser- oder guten Zweier-Schnitt zum Zug. Teilweise war dies auch bei beliebten Sekundarschulen zu beobachten, was zu Kritik einiger Eltern führte. Der jetzige Jahrgang ist besonders zahlenkräftig, da vor sechs Jahren das Einschulungsalter auf fünfeinhalb Jahre herabgesetzt wurde.
Eng wird es nun vor allem in den westlichen Bezirken. So haben in Tempelhof-Schöneberg rund 100 Kinder keinen Schulplatz erhalten, mehr als 1.000 Erstwünsche mussten abgelehnt werden. Auch in Neukölln fehlen rund 100 Plätze, in Steglitz-Zehlendorf und Reinickendorf etwa 50. Im Osten, aber auch in Charlottenburg-Wilmersdorf, Spandau und Mitte gibt es dagegen noch Kapazitäten. Die neue Wahlfreiheit, sich auch an Schulen in anderen Bezirken zu bewerben, nutzten nur wenige Eltern: Die meisten Einrichtungen erhielten Bewerbungen aus dem Wohnumfeld.
Am Mittwoch treffen sich die Bezirke zu einer Konferenz, bei der freie Plätze sondiert werden sollen. Diese sollen bis zum 13. Mai an die noch 1.882 Schüler ohne Zusage verteilt werden. Eltern, die selbst einen freien Platz organisiert haben, müssen dies bis zum 6. Mai melden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker