frisches flimmern : Schulmädchen-Report
Zwei Filme erzählen von heranwachsenden Mädchen, die vom Weg abgekommen sind.
Erlösung I
In den Slums der Stadt Seoul arbeitet Jae-Young als Prostituierte. Ihre beste Freundin Yeo-Jin ist ihre Managerin. Die Schülerinnen sind noch keine zwanzig Jahre alt. Ihre Freier finden sie über das Internet. Als Jae-Young von der Polizei erwischt wird, springt sie aus dem dritten Stock in den Tod. Von Schuldgefühlen geplagt, trifft sich Yeo-Jin nun mit allen Freiern ihrer Freundin und schläft mit ihnen. Dann gibt sie ihnen ihr Geld zurück, auch um für Jae-Youngs Tod zu büßen – bis ihr Vater etwas bemerkt und sich an den Männern rächt, die seiner Tochter zu nahe treten. Der neue Film „Samaria“ des koreanischen Autorenfilmers Kim Ki-Duk kreist um die Themen Schuld und Sühne, Tod und Erlösung. Das Drama gewann den Silbernen Bären für die Beste Regie bei der diesjährigen Berlinale.
Erlösung II
Die 16-jährige Alice wurde von ihrer Mutter einfach in ein Heim gesteckt. Alice leidet an einer Krankheit, die Umgebungsgeräusche in ihrem Gehör extrem verstärkt. Sie wird zur Außenseiterin. Nur langsam freundet sie sich mit der jungen Kurdin Berivan an, die im Heim auf den Bescheid ihres Asylantrages wartet. Die Freundschaft droht zu zerbrechen, als Berivan sich in den Kroaten Ilir verliebt und Schwester Clara hinter das Geheimnis der illegal Eingereisten kommt. „En Garde“ ist der zweite Film der deutsch-kurdischen Regisseurin Ayse Polat. Ihr Drama erzählt vom Erwachsenwerden und von der Schwierigkeit, emotionale Nähe zuzulassen. Auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno 2004 erhielt der Film einen Silbernen Leoparden.
STEFAN ORTMANN