Schulessen: Gut essen soll nicht teuer sein
Elternvertreter fordern vom Senat, mehr von den Kosten für die Schulverpflegung zu übernehmen.
Sechs der zwölf Berliner Bezirkselternausschüsse (BEA) fordern, das Schulessen über die schulischen Betriebskosten zu finanzieren. In einem Brief an Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) begrüßen sie, dass Schüler künftig ein besseres Mittagessen bekommen sollen, kritisieren jedoch die Kosten für die Eltern.
Scheeres will pro Mahlzeit 3,25 Euro festsetzen, was sich auf durchschnittlich 53 Euro im Monat addiert. Weil das Land einen Teil übernimmt, sollen Eltern von GrundschülerInnen künftig 37 Euro zahlen. Die Bildungssenatorin spricht von einem Paradigmenwechsel: Mit dem Festpreis würden die Anbieter von Schulessen den Wettbewerb bei der Qualität konkurrieren.
Wenn die Anwesenheitspflicht in der Schule über die Mittagszeit hinausreiche, so das Schreiben der BEA Spandau, Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg und Mitte, müsse das Land eigentlich die Essensversorgung vollständig bezahlen. Es handele nämlich um „verpflichtende ’Nebenkosten‘, die dem bestehenden Schulbetrieb direkt oder indirekt zu Grunde liegen“. Mit dieser Argumentation schlössen sich die BEA der Sicht des Landeselternausschusses (LEA) an, sagte dessen Vorsitzende Lieselotte Stockhausen-Doering.
Allerdings sind nach Einschätzung der BEA-Vetreter die Eltern durchaus bereit, das Schulmittagessen zur Hälfte zu übernehmen. Es müsse aber eine soziale Staffelung geben, um die Situation von Geringverdienern, AlleinerzieherInnen und Mehrkindfamilien zu berücksichtigen. Den vom Senat geplanten Härtefallfonds lehnen sie ab: Er sei „für eine längerfristige Hilfe ungeeignet“. Zudem sei bei dem Verfahren vor dem Schulpersonal eine Stigmatisierung der betroffenen Familien zu befürchten. Eltern investierten bereits sehr viel in ihre Kinder, die die Gesellschaft künftig zu tragen hätten, heißt es in dem Brief. Daraus resultiere die gesellschaftliche Pflicht, sich an den Kosten zu beteiligen.
In Berlin werden ohnehin nur Mittagessen an gebundenen Ganztagsgrundschulen subventioniert. In verlässlichen Halbtagsgrundschulen, Oberschulen und Gymnasien müssen die Eltern, sofern eine Mahlzeit angeboten wird, diese vollständig zahlen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!