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SchulenMehr Erziehung darf nicht mehr kosten

Zöllner will Schulen mehr Erzieherinnen geben - aber nur, wenn sie von freien Trägern kommen.

Die 17 Erzieherinnen der Heide-Grundschule in Adlershof bekamen den Brief der Schulleitung kurz vor den Pfingstferien: Ab September würden sie an andere Schulen versetzt, denn ihre Schule werde sich für die Hortbetreuung künftig mit einem freien Träger zusammentun. Das sei kein Einzelfall, sagt Personalratsvertreterin Marion Leibnitz: "Die Senatsverwaltung übt derzeit Druck auf die Schulen aus, mit freien Trägern zu kooperieren."

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) spricht gar von Erpressung: "Die Schulen werden vor die Wahl gestellt: Entweder sie arbeiten mit freien Träger zusammen, oder sie bekommen das notwendige Personal nicht", sagt Dieter Haase vom GEW-Landesvorstand.

Dabei wollte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) den Schulen eigentlich entgegenkommen: Für den gemeinsamen Unterricht der ersten und zweiten Klassenstufe sollen im kommenden Schuljahr 120 zusätzliche Vollzeiterzieherinnen den LehrerInnen zur Seite stehen. Die Ganztagsschulen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht dürfen ebenfalls 70 Erzieherinnen als Verstärkung anheuern.

Doch neue Leute will das Land nicht einstellen, die sollen von freien Trägern kommen. Von den 3.780 ErzieherInnen, die an öffentlichen Grundschulen arbeiten, ist zurzeit jede fünfte bei einem freien Träger angestellt.

Die Leiter der Schulämter seien angewiesen worden, dass ein bis zwei Schulen aus ihren Bezirken ihre Erzieher zu 100 Prozent von freien Träger ordern sollten, berichtet Haase von einer Sitzung der Dienststellenleiter Anfang Mai. Die restlichen öffentlich bediensteten Erzieherinnen könnten dann an andere Schulen umverteilt werden. Dies sei offenbar in Adlershof der Fall gewesen, vermutet er.

Berichte aus anderen Bezirken stützen diese Vermutung. Auch an einer Schule in Mahlsdorf sei das komplette Erzieherteam vor den Ferien auf seinen Austausch zum Schuljahresende vorbereitet worden, berichtet die Abgeordnete der Linkspartei, Margrit Barth, aus ihrem Wahlkreis. In Mitte sollen befristet eingestellte Erzieherinnen zum neuen Schuljahr durch Personal von freien Trägern ersetzt werden: gegen den Willen der Eltern. Auf einem Treffen des Bezirkselternaussschusses Ende April habe Senator Zöllner gesagt, die Schulen müssten im kommenden Schuljahr neue Kooperationen mit freien Trägern eingehen, erzählt Elternvertreter René Faccin. Auf die Nachfrage, wie das so schnell gehen solle, habe der Senator geantwortet: Er werde den Schulen schon Beine machen. Zöllner widerspricht: "Es werden keine Schulen in eine Zusammenarbeit gezwungen. Tatsächlich empfehle ich allen Schulen, die Zusammenarbeit mit freien Trägern ergebnisoffen zu prüfen."

Im Kitabereich ist die Mehrheit der Erzieherinnen bereits bei freien Träger wie Verbänden, Vereinen oder Kirchen angestellt. Für das Land ist das günstiger: Es muss nur 92,5 Prozent der Personalkosten erstatten.

ANNA LEHMANN

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