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Schulen verwahrlosen

■ GEW fordert Neueinstellung von Lehrern

„Verwahrlosung und Provinzialismus“ drohen dem Bremer Schulsystem, wenn der Senat bis 1996 nicht jährlich 140 und darüber hinaus bis zum Jahr 2000 100 neue LehrerInnen pro Jahr einstellt. Das erklärte gestern die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Rund 100 Pensionierungen pro Jahr stünden in den nächsten drei Jahren nur 110 Neueinstellungen gegenüber. Damit liege Bremen weit unter Bundesdurchschnitt, erklärte GEWler Jürgen Burger.

Statistiker Burger hat in einer 30seitigen Broschüre nachgewiesen, daß in anliegenden Bundesländern mindestens soviele LehrerInnen neu eingestellt wie pensioniert werden. „Das sind pro Schuljahr in Hamburg, Niedersachen und Nordrhein-Westfalen etwa zwei bis drei Prozent des gesamten Lehrerbestandes. In Bremen sind es bis 1996 nur 0,5 Prozent“, sagt Burger und fordert eine entsprechende Einstellungsquote für Bremen.

„Wir bestreiten nicht die Notwendigkeit von Einsparungen“, sagt der Landesvorstandssprecher der GEW, Jan Bücking, „aber wir fordern eine Verstetigung bei den Einstellungen.“ 1.332 LehrerInnen werden bis zum Jahr 2000 pensioniert, bis 1996 sollen weitere 282 Stellen eingespart werden. „Wenn der Senat seine eigenen Zielzahlen erfüllen will, muß er ab 1997 250 bis 300 Lehrer neu einstellen. Und ich befürchte, daß es dann weder die Leute auf dem Markt gibt noch das nötige Geld bei der Behörde“, erklärt Bücking. Außerdem werden im Jahr 1999 rund 7.000 SchülerInnen mehr zur Schule gehen als jetzt: Eine zusätzlichen Belastung der Lehrer-Schüler-Relation. Die sei, erklärte wiederum Burger, für die Qualität eines Schulsystems aber „wahrscheinlich eine der unwesentlichen Größen“.

Das findet Behördensprecher Manfred Ruberg nicht. „Die Lehrer-Schüler-Relation ist eine der wichtigsten Vergleichswerte mit anderen Ländern überhaupt“. Die Zahlen, so bestätigte Ruberg, seien von der GEW „im wensentlichen richtig“ dargestellt worden. „Aber so ist es eben: Wir müssen sparen, und das heißt eben weniger Stellen.“ mad

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