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Archiv-Artikel

Schulbehörde lässt keinen sitzen

Munteres Stühlerücken in der Chefetage geht weiter. Amtsleitung für Bildung mal wieder eine Leerstelle. GAL spricht von Chaos, Deputation will Erklärungen einfordern

Das Sitzenbleiben in der Chefetage der Hamburger Bildungsbehörde gilt nur noch für die Senatorin selbst. Ansonsten wird rings um Alexanda Dinges-Dierig (CDU) munter rotiert, vor allem im Amt für Bildung. Nach der Ablösung von Amtsleiter Wolfgang Dittmar (CDU) am Wochenende (taz berichtete) mehren sich nun kritische Stimmen – auch in der Regierungspartei.

„Zufrieden stellende Erklärungen“ würden von der Senatorin erwartet auf der morgigen Sitzung der Deputation, erklärte ein CDU-Mitglied des Gremiums. Die Deputation berät die Behördenspitze in wichtigen Fragen und muss deren Personalentscheidungen billigen. „Noch eine Fehlentscheidung“, so der Deputierte, „darf nicht mehr vorkommen.“ Nun müsse die Position „in einem ordentlichen Ausschreibungsverfahren neu besetzt“ werden.

Der ehemalige Schulleiter Dittmar, der das dritthöchste Amt in der Behördenhierarchie erst am 2. Mai 2005 angetreten hatte, hatte am Freitag nach offiziellen Angaben um seine Ablösung gebeten. Dieser Schritt habe, so wurde lanciert, auch mit dem seit 1. Januar amtierenden neuen Staatsrat Michael Voges (SPD) zu tun. Nach taz-Informationen ist Dittmars Auswechselung aber bereits von dessen Parteifreund Reiner Schmitz betrieben worden, der zum Jahresende seinen Staatsratsposten aufgab. Diesem sei bereits „im Sommer“ klar gewesen, dass Dittmar „überfordert“ sei. „Ein guter Schulleiter mit dem richtigen Parteibuch ist noch lange kein brauchbarer Amtsleiter“, wissen gut unterrichtete Kreise zu erzählen.

Die Arbeit hat ohnehin seit Jahren der stellvertretende Amtsleiter Norbert Rosenboom gemacht, gegen dessen Beförderung bislang vor allem ein Argument spricht: Er ist SPD-Mitglied. Dass der als Fachmann weithin geschätzte Rosenboom nun den vakanten Leitungsposten erhält, gilt dennoch als fraglich. Ein Staatsrat und noch zusätzlich ein Amtsleiter mit falschem Parteibuch werde, so raunen Eingeweihte, von der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft „nicht akzeptiert“.

Die hatte bereits ihre Finger im Spiel gehabt, als Dittmars Vorgänger Philipp Wrieden im Dezember 2004 berufen wurde, nachdem die Position 15 Monate lang vakant gewesen war. Der CDU-Mann hatte sich in einer Ausschreibung gegen Rosenboom durchgesetzt, obwohl er mit Bildungspolitik nur als Bürgermeister der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Bad Oldesloe zu tun gehabt haben mag. Nach lediglich 61 Tagen wurde Wrieden entlassen und durch Dittmar ersetzt, dieses Mal ohne Ausschreibung der Stelle.

GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch konnte gestern über das Stühlerücken in der Schulbehörde nur noch den Kopf schütteln: „Das Chaos hat einen Namen: CDU.“ Sven-Michael Veit