Schüler*innen gegen Neutralitätsgesetz: Moratorium gefordert
Damit sie ihre Lehrerin mit Kopftuch zurückbekommen, haben Grundschüler*innen aus Kreuzberg eine Petition gestartet.
Im Februar hatten sich die 4.- bis 6.-Klässler an die taz gewandt. Ihre beliebte Referendarin hatte nach ihrem Examen die Schule verlassen müssen, da sie als Lehrerin laut Neutralitätsgesetz nicht mit islamischem Kopftuch unterrichten darf. Das bundesweit einmalige Gesetz verbietet Polizist*innen, Justizmitarbeitenden und Lehrer*innen an öffentlichen Schulen mit Ausnahme von Berufsschulen das Tragen religiöser Symbole und Kleidungsstücke. Lehrerinnen mit Kopftuch haben wiederholt dagegen geklagt und Entschädigungen wegen Diskriminierung erstritten.
Zuletzt gab das Bundesarbeitsgericht (BAG) im August 2020 in dritter Instanz einer Klägerin recht. Die SPD-geführte Bildungsverwaltung zog daraufhin vor das Bundesverfassungsgericht, um prüfen zu lassen, ob das BAG überhaupt zuständig ist. Die SPD möchte das Gesetz gerne behalten, Grüne und Linke wollen es abschaffen.
„Verstärkt negative Vorurteile“
„Die Neutralität im öffentlichen Dienst festzuschreiben, ist ein auch für uns verständliches Anliegen für den öffentlichen Dienst“, heißt es in der Petition. Mit der „pauschal diskriminierenden, abschreckenden Verbindung zu religiösen Symbolen“ bestehe jedoch die Gefahr, „dass bestimmte negative Vorurteile gegen bestimmte Bevölkerungsteile eher verstärkt denn bekämpft werden.“ Zudem gebe es das höchstrichterliche Urteil des BAG, ein weiteres Aufschieben von dessen Umsetzung sei „ungerecht“: „Damit wird betroffenen Menschen wie unserer Referendarin weiterhin jede Chance auf den öffentlichen Dienst genommen, obwohl das Urteil des Bundesarbeitsgerichtes eindeutig war.“
Bis zur Entscheidung in Karlsruhe solle das Gesetz – zumindest für Lehrer*innen – daher ausgesetzt werden, fordern die Schüler*innen.
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