Schriftsteller und Literaturfunktionär: Hermann Kant gestorben
Er war Vorsitzender des Schriftstellerverbandes der DDR und erfolgreicher Autor. Am Sonntag ist Hermann Kant im Alter von 90 Jahren gestorben.
Populär wurde er mit seinem ersten Roman „Die Aula“; zu seinen großen Erfolgen gehören auch „Das Impressum“ und „Der Aufenthalt“. Darin und in seinen Erzählungen setzte er sich oftmals ironisch mit Konflikten und Widersprüchen beim Aufbau der Sozialismus in der DDR auseinander. In vielen seiner Werke verarbeitete er Autobiografisches, etwa in dem antifaschistischen Roman „Der Aufenthalt“ über die Erlebnisse eines jungen Wehrmachtsoldaten in polnischer Kriegsgefangenschaft.
Kant hatte viele Feinde: Autoren, die sich von ihm als langjährigen Präsidenten des DDR-Schriftstellerverbands gegängelt fühlten. Westdeutsche Kritiker, die in ihm kaum mehr als einen angepassten Staatskünstler sahen. Leute, die ihm Kontakte zur Staatssicherheit vorwarfen. Nicht wenige Leser aber blieben ihm auch nach dem Zusammenbruch der DDR treu und begleiteten seine literarische Auseinandersetzung mit dem Leben, auch mit seinem Leben im ostdeutschen Staat und dessen Scheitern. Seine letzte Veröffentlichung, die Erzählung „Ein strenges Spiel“, erschien 2015.
Zu den Kritikern, die sich um ein differenziertes Kant-Bild bemühten, gehörte der Feuilletonist Marcel Reich-Ranicki, der einmal über Kant schrieb: „Dieser Schriftsteller war und ist ein harter und intelligenter Gegner unserer westlichen Welt. Zur Herzlichkeit haben wir wahrlich wenig Grund. Aber doch zu einer knappen, respektvollen Verneigung.“
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