Schreie über Buffalo

■ Was macht man mit mittelmäßigen Komödien und flachen Witzen? Mit der Inszenierung von „Mond über Buffalo“ gibt das Waldau-Theater jetzt eine Antwort: laut sein, nix als laut sein

Gute Komödien können warten. Warten, bis sich durch geschickte Verstrickung der Handlungsstränge die Komik ganz von selbst ergibt. Schlechte Komödien setzen von Anfang an auf Klamauk. Und mittelmäßige Komödien versuchen beides.

Das nun im Waldau-Theater zu sehende 50er Jahre-Drama „Mond über Buffalo“ des amerikanischen Autors Ken Ludwig ist so eine mittelmäßige Komödie. Da wird von Anfang an geschwätzt, was das Zeug hält, und nach fünf Minuten kann man die nervigen Stimmen und schwachen Gags schon nicht mehr hören. „Ich bin gerade gekommen!“, schreit die junge Schauspielerin Piamaria Hay (dargestellt von Heidi Jürgens) ihrer schwerhörigen Oma Ethel (Ingrid Waldau) entgegen. „Was, du hast ein Bad genommen?“, antwortet diese. „Wo ist dein Hörgerät?“ ist die nächste Frage, und Oma antwortet: „Eben, eben. Solange man den Souffleur versteht...“

Aus dem ununterbrochenen Geschrei kann der aufmerksame Zuschauer erahnen, dass sich hier eine Theaterfamilie um alles und jeden streitet. Der Vater George Hay (Horst Arenthold) hat die junge Schauspielerin Eileen (Antje Klattenhoff) geschwängert, was seiner Frau Charlotte (Martina Rüggenbrecht) gar nicht gefällt, obwohl die wiederum eine Beziehung zu Richard Maynard (Klaus Nowicki) unterhält, der zugleich der Rechtsanwalt der Familie ist. Piamaria, die Tochter der beiden, bringt ihren neuen Freund Howard (Bernhard Wessels) mit nach Hause, obwohl ihr Ex Paul (Stefan Schneider) ebenfalls anwesend ist, mit dem sie früher einmal auf der Bühne Traumrollen gespielt hat (man ahnt bereits, wie das ausgehen wird). Und die ganze Familie scheint sich in ihrem Chaos recht wohl zu fühlen, außer dem neuen Freund Howard, der, wie lustig, immer hin und hergeschoben wird und ganz unbeholfen dreinschaut; ein echter Dussel eben.

Es sind alte Tricks, die hier angewendet werden. Unzählige Handlungsstränge, die sich am Ende leicht zu einem lächerlichen Chaos verstricken lassen, mit vielen kleinen Slapsticks als Zutat. Für die ist Ken Ludwig offenbar kein Mittel zu billig, und fällt ihm nichts Lustiges mehr ein, lässt er Charlotte Hay ihren Mann George einfach mal in die Genitalien treten, woraufhin dieser seine Colaflasche zur Kühlung derselben gebraucht. Immerhin gelingt es George-Darsteller Horst Arenthold als Einzigem, wirklich zu überzeugen. Vielleicht ist es aber auch einfach nur seine tiefe, volle Stimme, die in dem hohen Gekreische wohltuend und vor allem glaubhaft wirkt. Damit steht er im krassen Gegensatz zu Heidi Jürgens, deren exaltiert-zickige Interpretation von Georges Tochter Piamaria übertrieben und nicht lange zu ertragen ist.

Wird nur lange genug an dem Chaos herumgeschraubt, muss es schon irgendwann komisch werden. Als sich schließlich ein berühmter Hollywood-Regisseur für eine Abendvorstellung anmeldet und ausgerechnet an diesem Tag George sternhagelvoll umhertorkelt, kommt es wie es kommen muss: Die Aufführung wird eine Katastrophe. George schwankt im falschen Kostüm über die Bühne, Piamarias neuer Freund erscheint in lächerlicher Uniform, und Oma Ethel versucht zu retten was zu retten ist, wodurch sie alles noch schlimmer macht.

Dieser tatsächlich recht unterhaltsame Schluss entschädigt ein wenig für das Ertragen der Schreierei. Wem kein Witz zu flach, aber das Gehör lieb ist, der gehe also in diese Aufführung und nehme aber viel Watte mit!

Johannes Bruggaier

Aufführungen: 28. April, 20 Uhr; 29. und 30. April, 19 Uhr. Karten und Infos unter: 386 17 55