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Schreibtischtäter

■ SPD, IWF und Hungertote

An das Nebeneinander von radikaler Rhetorik und reformistischer Politik sind wir, die in der Regel allzu geduldigen bundesdeutschen WahlbürgerInnen, gewöhnt: Die Oppositionsparteien nehmen sich gegenseitig wenig; die Themen, so unterschiedlich sie sonst sein mögen, werden an diesem Punkt allesamt ziemlich gleich behandelt. Dabei gibt es, was deren Brisanz angeht, durchaus Unterschiede. Auf einen gravierenden hat der SPD-Weltwirtschaftsexperte Hauchler heute hingewiesen, als er so ganz nebenbei feststellte: „Die herrschende IWF-Politik preßt den Ärmsten der Armen das letzte Blut heraus.“ Das ist eigentlich nicht mal radikale Rhetorik. Hauchler hat keine Metapher benutzt, um die Institution zu charakterisieren, die sich im September in Berlin trifft, er hat eine, die entscheidende reale Folge ihrer Politik benannt: sie tötet - nicht drei, vier, nicht einmal Hunderte. Es werden Hunderttausende sein, die verhungern, verdursten, an den Folgen von Infektionskrankheiten krepieren.

Dieses Wissen um die Folgen der von IWF und Weltbank forcierten imperialistischen Politik zu haben - und nicht nur Hauchler und Wieczorek haben es - und dann über Reformen von innen heraus den kritisch-konstruktiven Dialog, der aus Ahnungslosen Komplizen machen soll, zu fordern - das ist eine moderne Variante des Schreibtischtätertums: Die Vermittlungsinstanzen sind zahlreicher geworden, die Distanz zwischen Tätern und Opfern größer. Die Schuld allerdings wird dadurch nicht gering.

Oliver Tolmein

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