■ Schreibengericht: Pat Thomas
St. Katherine (What's so Funny About/Indigo)
Pat Thomas wollte es noch einmal wissen. Der Gründer und Ex-Betreiber des Neo-Folk-Labels Heyday mit Sitz in San Francisco versammelt auf „St. Katherine“ unveröffentlichte Aufnahmen aus den Jahren 1983 bis 1993 zuzüglich einiger Songs von seinen beiden Soloalben. Eines davon, „Too close to the ground“, ist ulkigerweise nur in Griechenland erhältlich. Ja, dieser Pat Thomas ist ein weitgereister Mann. Quer durch die Staaten, ein Jahr Dänemark, dann Resteuropa und jetzt in Bonn am Rhein beheimatet.
Seinen Songs ist diese Wanderschaft nicht direkt anzumerken. Thomas hält es eher so streng mit der amerikanischen Folkfraktion, daß selbst sein Nicht-Gesang schwer wie eine zu eifrige Verbeugung vor Bob Dylans frühem Talking Blues klingt. Ein besonders ausgeprägter Déjà-vu-Effekt stellt sich bei „Little Red Angel“ ein: dann doch lieber gleich die alten, zerkratzten Scheiben auf den Plattenteller, oder? Schade eigentlich, denn hübsche Geschichten wie die über „People who hate me“ („The list keeps getting bigger and I love it that way!“) oder „Talking Greenwich Street Blues“ („Moral: don't date people you meet in bars“) hat Thomas schon zu erzählen. Mag sein, daß stimmlich ganz einfach nicht mehr drin war. Mit Sonya Hunter, Barbara Manning und Chris Cacavas wird Pat Thomas von eigenen Heyday-Zöglingen unterstützt, die inzwischen viel berühmter sind als er – die Rolle der grauen Eminenz ist mitunter eine undankbare. Was soll's. Vielleicht ging es ja einmal wirklich nur um die pure, unschuldige Lust an jener Verdichtung und Mitteilung von biographischen Erfahrungen, die Musikmachen manchmal so unabdingbar macht wie Essen oder Schlafen.
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