: Schon mit zehn Jahren auf Diät
Immer mehr junge Mädchen leiden an Ess-Störungen. „Die Modells sind zu dünn“, sagt eine Expertin
Von Ess-Störungen auf Grund eines übertriebenen Schönheitsideals sind aus Sicht der Referentin bei der Niedersächsischen Landesstelle gegen Suchtgefahren, Ingeborg Holterhoff-Schulte, immer häufiger schon Kinder betroffen. „Die Mädchen mit solchen Problemen werden zunehmend jünger“, sagte Holterhoff-Schulte.
Oft fingen schon Zehnjährige grundlos mit Diäten an. „Deshalb müssen wir mit der Prävention schon bei Kindern beginnen.“ Bei einer Fachtagung in Hannover hatten sich rund 120 Experten mit der Prävention von Ess-Störungen beschäftigt.
Magersucht, die vor allem in der Pubertät beginnt, sei eine schwere Erkrankung, an der, so Holterhoff-Schulte, rund 15 Prozent der betroffenen Mädchen sterben.
Nach Unfällen sei sie die zweithäufigste Todesursache bei jungen Mädchen. Etwa ein Prozent der 13- bis 18-Jährigen litten an Magersucht. Es gebe aber viel mehr Mädchen, die gefährdet und bereits in einem Vorstadium der Magersucht seien, meinte die Expertin. Von den 18 bis 25-Jährigen seien dann etwa vier Prozent von Bulimie (Ess- und Brechsucht) betroffen.
Nach Ansicht von Holterhoff-Schulte nimmt sich die Politik zu wenig den Problemen mit Ess-Störungen an. „Dabei gebe es ebenso viele, die an Magersucht sterben, wie Drogentote.“ Die Landesstelle gegen die Suchtgefahren als Dachverband der 120 Suchtberatungsstellen in Niedersachsen will jetzt zur Prävention auch Lehrer besser mit dem Thema vertraut machen.
Ursachen für Ess-Störungen sieht die Referentin unter anderem in der Werbung und dem vermittelten Schönheitsideal. „Die Models sind alle zu dünn. Das sind Vorbilder, denen die Mädchen nicht ausweichen können.“ Magersucht könne aber auch eine Folge von Problemen mit dem Erwachsenwerden und dem Ablösen vom Elternhaus sein. „Mit der Magersucht bleiben die Mädchen Kind.“
Rund 90 Prozent der Mädchen im Alter von 13 Jahren wollten nach Umfragen gerne dünner sein, obwohl sie ein normales Gewicht hätten, sagte Holterhoff-Schulte. „Probleme mit der Pubertät und dem anderen Geschlecht regelten viele Mädchen vor allem über ihren Körper und ihr Aussehen.“ dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen