KURZKRITIK: „GERMANIA TOD IN BERLIN“ IM CONCORDIA : Schoko für Trümmerfrauen
2.000 Jahre deutsche Geschichte in 13 Szenen – diese beachtliche Spanne handelt Heiner Müllers „Germania Tod in Berlin“ ab. Da wird von der Gründung der DDR 1949 nahtlos ins Preußen zu Zeiten Friedrichs II. gesprungen und wieder zurück in die DDR. Zum Volksaufstand 1953.
Das Stück ist eine Herausforderung – Patrick Schimanski hat sie angenommen und es im Theaterlabor inszeniert. Die knapp 80, meist kleinen Einzelrollen besetzt mit 18 Schauspielern.
Angereichert hat Schimanski den Text über den „deutschen Volkscharakter“ mit Volksliedern, Schlagern aus dem Nachkriegsdeutschland wie Heinz Rühmanns „So ein Regenwurm hat’s gut“ oder „Tränen lügen nicht“. Da wird „Ich will keine Schokolade“ mit Videoprojektionen von Trümmerfrauen bebildert. In solchen Momenten nimmt Schimanskis „Germania“ mit. Das Theaterensemble singt ausgesprochen gut, da gibt es auch mal Szenenapplaus.
Zu einigen Stationen allerdings lässt sich nur schwer folgen, zu abrupt sind die Sprünge. Da wünscht man sich etwas mehr Gelassenheit.
Was hängenbleibt, reicht von clownesk, klamaukig bis grotesk: Der leicht debile Friedrich II. im Streit mit dem Müller von Potsdam, dessen Mühlengeklapper das königliche Flötenspiel stört. Oder ein völlig paranoider Hitler im Bunker, der wirr auf- und abläuft, während Goebbels zur Gebärmaschine mutiert und einen Contergan-geschädigten Wolf gebiert. ANNA GRAS
Nächste Aufführungen: heute und morgen je 20 Uhr, läuft bis 7. 8.