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Fluss-ÖkologieSchöner laichen

■ Das milliardenschwere „Weser-Aktionsprogramm“ hat seine Untiefen

Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss, und das ist bei der Weser kein bisschen anders. Vor allem, wenn es darum geht, die ökologischen Schäden dieser Bundesschifffahrtsstraße zu beheben. Nachdem in den letzten Jahrzehnten die Reduzierung der Wasserverschmutzung im Vordergrund stand, soll von 2000 bis 2010 die Gewässerstruktur verbessert werden.

Das zumindest sieht ein „Aktionsprogramm“ der Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Weser (ARGE Weser) vor, an dem auch Bremen beteiligt ist. Kosten: Zwei Milliarden Mark. Mit dem Geld sollen Wasserschutzgebiete eingerichtet, extensive Grünlandnutzung gefördert und die Wasserqualität gesteigert werden – insbesondere in Sachen Nitrat und hormonell wirksamer Stoffe.

Die ARGE möchte unbewirtschaftete Gewässerrandstreifen vermehren, den Hochwasserschutz „optimieren“ sowie Herrn und Frau Fisch zum Laichgeschäft animieren. Auch Unterwasser-Wanderer wie der Lachs sollen es künftig wieder besser haben. Ein Strauß guter Vorsätze, mit dem die ARGE auf eine geplante Wasserrahmenrichtlinie der EU reagiert.

Die Realisierung indes verspricht eher eine Jahrhundertaufgabe zu werden. Michael Schirmer, Gewässerökologe an der Bremer Universität, erkennt „schwere Konflikte“ am Weser-Horizont. Beispiel Nutzungseinschränkungen: Gerade im kanalisierten Unterlauf würde es Sinn machen, dem Fluss das Deichvorland zurückzugeben, um ihn schön über die Ufer treten lassen zu können. Hier wird in einem bis zu 1.200 Meter breiten Bereich unterschiedlich intensiv geackert und geweidet. Das Land gehört der Allgemeinheit, die Bauern sind Pächter.

Diese könnten jedoch tauschen und auf neu angekaufte Flächen im Hinterland umziehen. Nur: „Die öffentliche Hand muss es auch wollen“, sagt Schirmer, der einen speziellen Beauftragten für „Flächentausch“ fordert. Bisher sei noch viel zu wenig passiert. Fraglich ist auch, ob Wasserbau-Ingenieure sich mit der Idee anfreunden können, Steinschüttungen am Ufer zu entfernen.

Und die zwei Milliarden Mark, von denen Bremen laut Umweltressort zehn bis zwanzig Millionen Mark übernehmen will? Neben allen erdenklichen EU-Töpfen werden für die Weser-Renaturierung vermutlich jede Menge „Kompensationsmittel“ angezapft. Und das findet Biologe Schirmer einigermaßen „schizophren“: Denn eine solche Ausgleichsfinanzierung gibt es nur, wenn andernorts Natur zerstört worden ist. hase

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