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Schöner Dreck machen

■ Industriepark West will grünstes Gewerbegebiet Deutschlands werden

So schön kann Industrie sein: Die Hauptstraße des Quartiers hat ,Alleecharakter' und umringt eine ausgedehnte ,Parklandschaft' mit ,Erholungsqualität', durch die sich wiederum eine Regenwasser-Pflanzenkläranlage schlängelt; die Gebäude sind durch eine ,Vorgartenzone' von selbiger abgetrennt und zum Teil begrünt. Beim Bau werden nicht nur die bestehenden Wäldchen erhalten, sondern gleich noch 6.000 Bäume neu gepflanzt. Und beheizt wird das Ganze mit der Abwärme der benachbarten Stahlwerke.

Mitnichten handelt es sich bei dieser Planung um das neueste Ökosiedlungs-Vorhaben des Umwelt- und Stadtplanungsressorts, sondern um den Bebauungsplan für den neuen Industriepark West. Dabei wiederum handelt es sich um eines der größten Gewerbeflächen Bremens (150 Hektar) in unmittelbarer Nachbarschaft der Stahlwerke Bremen – eine Tatsache, die den grünen Ex-Umweltsenator Fücks in Anbetracht des Andranges auf die High-Tech-Gewerbegebiete jubeln ließ, man könne dort nun „alles hinsetzen, was kracht und stinkt“.

Nach dem Willen des Stadtplanungsressorts soll ausgerechnet dort das Motto „schöner und ökologischer produzieren“ gelten. Und das heißt auch: hohe Gebäude statt Flächenfraß, Grünflächen statt wilder Parkplätze. Um dem Industriepark West ein anderes Gesicht zu geben, sind die Bau- und Nutzungsvorschriften so eng wie möglich gefaßt: Im Bebauungsplan sind Sammelparkplätze ebenso ausgeschrieben wie eine Mindesthöhe für die Gebäude. Zudem soll eine Staffelung der Industrie- und Gewerbeabschnitte – produzierendes Gewerbe rückt direkt neben die Stahlwerke, Dienstleistung in Richtung der Wohnbebauung – keine erhöhte Lärm- und Emissionsbelastung für die AnwohnerInnen garantieren. Der Verkehrsanschluß ist über bereits bestehende Bahnanlagen und die geplante A 281 gesichert; zusätzlich plant das Ressort noch Platz für einen Straßenbahnanschluß mit ein. Die BSAG winkt jetzt noch ab – eine eigene Linie lohne sich erst ab 10.000 Arbeitsplätzen. Doch immerhin, so Planerin Jutta Formella, sollen hier in 10 bis 20 Jahren 4.000 neue Arbeitsplätze entstehen; die Stahlwerke beschäftigen auch immerhin noch 4.500 Menschen.

Dieser Bebauungsplan ist bislang noch ein Entwurf – so hat es wegen der geplanten strengen Auflagen auch noch keine Konflikte mit den potentiellen Interessenten gegeben. Streit gab es allerdings um die ökologischen Ersatzmaßnahmen, die trotz des vielen Grüns nötig sind: Die könnten nämlich im naheliegenden sogenannten Werderland A durchgeführt werden. Das Werderland A soll aber auf Betreiben des Umweltressorts demnächst zum Naturschutzgebiet erklärt werden.

Das Wirtschaftsressort hingegen will dies blockieren: Naturschutzgebiet und eine Ausgleichsmaßnahme von bisher unbekannten Ausmaß, das sei zuviel. Für Umweltstaatsrat Morgenstern schließt sich beides nicht aus: „Man kann schließlich auch in einem Naturschutzgebiet ökologisch aufwerten.“ Die Sache wurde nun aber erstmal verschoben. skai

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