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Schönbohm und seine Eiche

■ Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) bekommt Ärger. Hinter seinem Haus in Kleinmachnow hat er an einer Eiche sägen und den Garten aufschütten lassen

Es hätte so schön werden können: Ein idyllisches Häuschen im brandenburgischen Kleinmachnow, nur einen Spaziergang vom Moloch Berlin entfernt. Nach der Arbeit den Blick zum ehemaligen Grenzgebiet Buschgraben schweifen lassen und sich dabei erholen von staubtrockenen Juristen und nörgelnden Polizisten. Doch noch bevor Innensenator Jörg Schönbohm sein Refugium im Erlenweg bezogen hat, hat er sich bereits den Zorn einiger Bewohner zugezogen. Gerhard Casperson etwa, seines Zeichens Vorsitzender des Naturschutzbeirats im Landkreis Potsdam-Mittelmark, ist erzürnt: „Es ist empörend, daß ein Innensenator sich über alle Gesetze hinwegsetzt.“

Der Ex-Bundeswehrgeneral ließ nämlich den hinter seinem Haus abschüssigen 150 Quadratmeter großen Garten mit einer 1,50 hohen Betonmauer umfrieden, mit Erde auffüllen und planieren – gleich dahinter aber liegt ausgerechnet das Naturschutzgebiet Buschgraben. Doch damit noch nicht genug, beobachtete der 66jährige Biologe Casperson. Bei den Erdarbeiten habe Schönbohm den unteren Bereich einer 200jährigen riesigen Stieleiche in Höhe von 1,50 Meter zuschütten und mehrere, bis zu 30 Zentimeter dicke Äste absägen lassen.

Schönbohms unfreundlicher Akt an der Uralt-Eiche hat nun das Gewissen der örtlichen Bürokratie geweckt. Der Fachbereich Bauen und Wohnen im Gemeindeamt Kleinmachnow informierte das Umweltamt des Kreises Potsdam- Mittelmark in Belzig: „Gemäß Verordnung zur Änderung der Baumschutzverordnung vom 17.6. 1991 §2 Absatz 1 in Verbindung mit §2 Absatz 2 Pkt. 3 hat der Grundstückseigentümer, Herr Jörg Schönbohm, (...) hiermit vorsätzlich gegen seine Erhaltungs- und Duldungspflicht für dieses Gehölz verstoßen.“ Zum Erhalt des Baumes soll der Innensenator nun die „Geländeprofilierung“ im „Krontraufenbereich“ der Eiche „zurückbauen“.

Ginge es nach dem bündnisgrünen Kreistagsabgeordneten Casperson, der seit 1957 in Kleinmachnow lebt, müßte Schönbohm auch außerhalb seines Geländes zu Schippe und Schaufel greifen: Hinter der Betonmauer wurde nämlich ein Geländestreifen mit „humusartiger Erde“ bedeckt. Dadurch seien „interessante Sukzessionsstadien“ der Silbergrasflur „völlig zerstört“ worden – eine gesetzlich geschützte Pflanze. Nun sei heftigster Unkrautwuchs im Naturschutzgebiet zu befürchten, wenn nicht sofort die Erde beseitigt und durch zehn Zentimeter „nährstoffarmen beziehungswiese sterilen Sand“ ersetzt werde. Severin Weiland

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