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Schnur packt aus

■ Der Rostocker Rechtsanwalt Wolfgang Schnur offenbart sein Doppelleben / Noch bis zum November 1989 belieferte er das Ministierium für Staatssicherheit in Ost-Berlin

Hamburg (dpa) - Noch bis zum November des vergangenen Jahres hat der ehemalige Vorsitzende des Demokratischen Aufbruchs (DA), Wolfgang Schnur, nach einem Bericht des 'Stern‘ Informationen an den DDR-Staatssicherheitsdienst geliefert.

Schnur, der nach seiner Enttarnung als Stasi-Mitarbeiter vom DA-Parteivorsitz zurückgetreten war, erzählte der Hamburger Illustrierten über sein Doppelleben als Anwalt, Kirchenmann, Politiker und Zuträger der Stasi. Bis zu seinem erzwungenen Rücktritt kurz vor der Volkskammerwahl hatte Schnur immer wieder beteuert, er habe keine Kontakte zur Stasi gehabt.

Von der ersten Stunde an war die Staatssicherheit in der Oppositionsbewegung Demokratischer Aufbruch mittendrin. Auch das Partei-Statut, das der Jurist Schnur für den Demokratischen Aufbruch entworfen hatte, ließ er vom Staatssicherheitsdienst absegnen. Schnur hatte den Auftrag, dafür zu sorgen, „daß nichts Staatsfeindliches zum Ausbruch kommt und daß es nicht zu Konflikten in Form von Gewalt kommt“.

Schnur meldete dem Staatssicherheitsdienst höchstpersönlich seine Wahl zum ersten Vorsitzenden des Demokratischen Aufbruchs. In der Zeit der Parteigründung sei er fast jeden Abend zur Berichterstattung bei der Stasi gewesen. Die Treffen fanden in einer konspirativen Wohnung in der Greifswalder Straße 87 in Ost-Berlin statt.

Schnur erklärte dem 'Stern‘, er wolle sich zwar im Moment von der Politik fernhalten. Aber das heiße für ihn „noch lange nicht ade, die Politik ist vorbei“. Er wolle sich jetzt verstärkt um seine Anwaltspraxis kümmern.

Zwar sei es mit den politischen Prozessen vorbei, aber dafür wolle er jetzt West-Bürger vertreten, die in der DDR ihre Grundstücke wiederhaben wollten.

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