■ Schnittplatz: Immer stiller
„Gong“-Chef Rainer Stiller
Diese Woche ist er wieder weg. Wohin, weiß niemand. Warum, auch nicht. Er selbst hielt sich in seinem letzten Editorial bedeckt, sprach nur kurz über den Fersehkonsum von Dreijährigen und beendete seinen kleinen Exkurs ins Kinderprogramm mit dem seltsamen Satz: „Wer mich kennt, weiß, daß jetzt der Hinweis auf Käpt'n Blaubär kommt.“
Aber wer kennt ihn schon, den Rainer Stiller? Den Chefredakteur des Gong. Wer hat denn überhaupt die Möglichkeit, ihn genauer kennenzulernen, wo er sich doch jede zweite Woche vertreten läßt, und statt seines Fotos (von dem er uns sorgfältig gescheitelt entgegenlächelt) plötzlich das jugendliche Antlitz eines gewissen Jonas Peters erscheint – „Stellvertreter des Chefredakteurs“, wie es heißt. Und wo Stiller uns sonst zu entschiedenerem Fernsehkonsum rät, garniert Peters sein Editorial (Programmwoche vom 15. 3. bis 21. 3.) großmäulig mit kritischen Zitaten von Alfred Polgar. Da bereitet sich also einer in aller Ruhe auf den Putsch vor – und Abermillionen von Gong-Lesern sind Zeuge!
Ist denn der Job bei Deutschlands bestredigierter Programmzeitschrift wirklich so beinhart, daß der Chef zweimal im Monat eine einwöchige Auszeit braucht? Oder zahlt der Verlag mittlerweile so schlecht, daß selbst die Führungskräfte einträglicheren Nebenjobs nachgehen?
Eins ist sicher – so wird das nie was mit der Karriere. Dabei haben es andere Gong-Chefredakteure schon weit gebracht. Helmut Markwort zum Beispiel, der den Job ganze 21 Jahre versah und nebenbei noch Zeit für die aktuelle und die zwei hatte (siehe auch „Multi-Chefredakteur“). Aber das ist wohl ein anderes Kapitel. Oliver Gehrs
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