■ Schnittplatz: Gemeinnützig, unbestechlich
Greenpeace hat RTL zugezwinkert, und da hat RTL gelächelt und gesagt: „Wie passen wir beide doch gut zusammen, ich mit den höchsten Einschaltquoten und du mit deinen Umweltkriegern der ganzen sexy action und den Schlauchbooten in der Gischt.“ Von Greenpeace TV konnten die beiden sich nur Gewinn versprechen. Der Fernsehsender, statt erst teuer eine Marke wie Monitor oder Frontal aufzubauen, läßt sich einfach eine schenken – samt der selbstgewählten Attribute „gemeinnützig“ und „unbestechlich“. Und Greenpeace glaubt ein Rezept dagegen gefunden zu haben, daß sich die Medien zur Zeit weniger für Umweltthemen begeistern.
Was haben die Öko-Krieger alles getan, damit ihre Politik über den Bildschirm flimmert. Die Organisation hat sich selbst in eine einzige Pressestelle verwandelt, in einer Studie einmal als „Musterbeispiel an Effizienz und Einflußnahme“ gelobt. Die Journalisten kriegten so viele Handy-Nummern, wie sie nur aufschreiben konnten. Presseleute wurden an Bord der „Rainbow Warrior“ durch die Weltgeschichte geschippert oder bekamen, wenn sie dies vorzogen, für ein eigenes Schiff den Kapitän. Aber auch für kleine Privatradios war gesorgt, denn gerne schilderte ihnen Claudia Sieg von Greenpeace live den Kampf gegen Chiracs Mannen vor Moruroa und übernahm locker die Reporterinnenrolle. Da war die Trennung zwischen PR und Journalismus schon dahin, die eigene Fernsehsendung nur der logische nächste Schritt, zumal viele Tagesschau-RedakteurInnen die ewigen Schlauchboote nicht mehr gar so oft zeigen mochten. Warum also die Journalisten zum Jagen tragen, wenn man selbst Fernsehen machen kann?
Greenpeace TV wird kein umweltpolitisches Wort zum Montag sein. Nicht ein TV-Abo für Gastbeiträge der Umweltorganisation ist das Ziel, sondern die Macht, Themen zu setzen. Faktendarstellung, journalistisch aufbereitet und mit der visuellen Durchschlagskraft, wie wir sie von der Greenpeace-PR kennen, kommt ungefiltert ins Massenmedium. Gemeinnützig natürlich und unbestechlich. Georg Löwisch
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