■ Schnittplatz: Ein Leben als Trash
Dieter Bohlen kommt von der Arbeit. „Na, wie war es heute?“, fragt seine Frau Naddel devot. Bohlen grummelt: „Stressig!“, und da fragt Naddel interessiert: „Inwiefern stressig?“ Diese für RTL 2 inszenierte Szene einer Ehe war lustig. Doch war das unterwürfige Frauchen die einzige, die mal was hinterfragte. Die anderen Nachfrager bezeichnet RTL 2 als „Journaille“ – und befragt dann ausführlich Ex-Bild-Schlagzeiler Hans- Hermann Tiedtje, quasi als theoretischen Untertagebau.
Die großen Lebensbeichten von erst Verona Feldbusch und direkt im Anschluß Dieter Bohlen hatte der Sender als „die Nacht der Wahrheit“ angekündigt, was impliziert, daß etwas aufgedeckt würde. Es nimmt nicht wunder, daß Verona Feldbuschs Arbeitgeber eine recht genaue Meinung bezüglich Bohlen/Feldbusch hat: Bohlen stellt man als in jeder Hinsicht amüsanten „Pop-Protz“ dargestellt, der er wohl auch ist und Feldbusch als die einst geschundene, nun aber strahlende Prinzessin, die es (sich!) jetzt allen zeigt. „Mir ist nichts peinlich“ hieß der Verona- Part korrekterweise und „Ich war ein bißchen blöd“ unerklärlicherweise der Bohlen-Part – wieso war? Dieter Bohlen erzählte lässig von dem Unfall, der ihn fast die Beine gekostet hätte – „Wie hätte ich denn dann Gas geben sollen im Ferrari?“ Ein Leben als Trash und Groteske.
Verona Feldbusch wird oft belächelt, weil sie in „Peep“ Mühe hat, ganze Sätze unfallfrei aufzureihen und auf die Antworten ihrer Gäste zu reagieren. Doch ist derlei Unsinn, da RTL 2 ja nicht WDR 5 ist und Fernsehen nun mal Fernsehen. Und doch ist sie nicht das Dummchen, das durch die lukrative Scheidung vom außerirdischen Bohlen („Alles was ich anfasse wird zu Gold, und Verona habe ich drei Wochen angefaßt“), zu unverdientem Ruhm gelangte. Verona Feldbusch wird weiterhin ihre Kritiker mit philosophischen Einsichten irritieren, die den Verdacht nähren, das Gesamtkunstwerk Feldbusch wisse mehr als die, die es erschufen; auf jeden Fall bringt sie nicht selten Anbetungswürdiges hervor: „Wer Angst vor den Medien hat, sollte zu Hause bleiben.“ Zu Hause wartet Naddel. Benjamin v. Stuckrad-Barre
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