■ Schnittplatz: Mehr Nackte
Die Nachricht hat uns schon ein wenig geschockt. Nie wieder „Lass ihn stehen, Shanine!“ Nimmermehr „Tief durchatmen, Dolores!“. Nix mehr mit „Gitti, ran an den Speck!“ Zukünftig keinerlei „Wenn Jodie Happi-Happi macht“. Und nie wieder werden wir uns an „Ti-ri-li, Fanny studiert die Vögel“ erfreuen können.
Unter der traurigen Überschrift „Weniger Nackte“ (und illustriert mit einer Nackten) meldete der Spiegel am vergangenen Montag, Bild würde künftig keine entkleideten Frauen mehr auf der Titelseite zeigen, nie mehr würde sich die Bild-Frauenbeauftragte Katja Keßler absurde Bildunterschriften aus den Fingern saugen, „in aller Stille“ hätten Chefredakteur Udo Röbel und Unterhaltungschef Manfred Meier beschlossen, die Busenwunder vom Titel zu bannen. Was für ein Jammer – waren doch die blanken Busen und gedankenfreien Texte der einzige Grund, sich das Fachblatt für Feldbuschfragen aus dem stummen Verkäufer zu mopsen.
Was für eine Freude, als wir gestern feststellen durften: Der Spiegel irrt. Jetzt erst recht, werden sich die Kollegen bei Bild gedacht haben und bescherten uns (neben der omnipräsenten Verona F.) „Tabatha Cash (25), Frankreichs heißeste Ex-Schauspielerin“, eine junge Dame mit interessanten Tätowierungen und einem Terrier zwischen den Beinen. So einfach geht das also: Nackte totschreiben, und schon kommen sie in Horden.
Wir melden jetzt auch mal was: Halb nackte Models oder Schauspielerinnen wird es auf der „Personalien“-Doppelseite des Nachrichtenmagazins Spiegel künftig nicht mehr geben. In aller Stille befanden Herausgeber Rudolf Augstein und Unterhaltungschef Reinhard Mohr, die Masche mit den freizügigen Models habe sich überholt. Auch Freunde der Mammografie-Fotographie werden vergeblich nach Brustbildern suchen.
Na? Kapiert, Kollegen in Hamburg? Jetzt erst recht! Keine schamvoll durchschimmernden Schiffer-Brüste mehr! Wir wollen nackte Tatsachen! Ran an den Speck! Chef, mach keine Faxen! Happi-Happi! Stefan Kuzmany
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