: „Schnauze voll“
■ Nach der 3:7-Pleite gegen Norwegen wird der Eishockey-Bund kräftig geschüttelt: Abstieg in B-Gruppe so gut wie sicher
Bern (dpa/taz) - DEB: Deutsche Eishockey-Bankrotteure. Seit dem Fiasko gegen Norwegen muß das Kürzel für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes anders ausgelegt werden. Kein Einsatzwille, keine Nerven, null Disziplin: Das Team der Bundesligaprofis ist bei der Weltmeisterschaft ein Torso. Der Betreuerstab mit Bundestrainer Xaver Unsinn an der Spitze ist hilflos, und die Verbandsführung schaut der Darbietung tatenlos zu.
Das womöglich folgenschwere Desaster am Mittwoch gegen Norwegen (3:7) war schnell abgehakt. 28 Strafminuten hatte das Team kassiert plus 10 extra für Holzmann - von den ausstehenden Spielen gegen Finnland, die USA und Norwegen müßten zwei gewonnen werden, wollte man den Abstieg noch verhindern. „Jetzt muß jeder sein eigenes Ich in den Hintergrund stellen“, sagte Kapitän Udo Kießling, nur: das Team ging zur Tagesordnung über und machte sich den gewohnt schönen Abend im Quartier in Spiez.
„Unsinn, wir haben die Schnauze voll“, und „Schämt Euch, Ihr Betrüger“, brüllten die Fans den Spielern drohend zu. In der Mannschaft geht es drunter und drüber. Der 60jährige Unsinn wie auch sein Assistent Erich Kühnhackl (38) sind Marionetten, die sich zu fatalen Entscheidungen bewegen lassen. Wie kann ein kranker Torwart Helmut de Raaf aufgestellt werden? Wie ist es möglich, daß der für den gedopten Profi Uwe Krupp „geopferte“ Kölner Verteidiger Andreas Pokorny einem Alibi zuliebe zur Krankheit „gezwungen“ wird und „am liebsten abgereist“ wäre: „Ich lasse mich nicht verschaukeln.“
Man solle die Mannschaft in den Bus setzen und „ordentlich einen draufmachen“, hat Kölns Trainer Hardy Nilsson geraten. Damit ist es nicht getan. Die komplette Team- und Verbandsführung müßte ausgetauscht werden. Präsident Otto Wanner hat keinen Einfluß auf die Mannschaft. Sportdirektor Helmut Bauer will seinen gutdotierten Job nicht aufs Spiel setzen und schweigt zumeist. Manager Bernd Haake spricht als einziger Englisch und verkauft die von ihm selbst entworfenen Anstecknadeln. Die DEB-Ärzte Prof.Erwin Hipp und Dr.Joachim Paulsen sind im „Dopingfall Krupp“ der Schlamperei überführt worden.
Weil Unsinn selbst nicht „die Flinte ins Korn werfen“ will, müssen andere den Überforderten zum Abschied bewegen.
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