: Schmierige Pillendreher
■ Boehringer-Tochter lagert Dioxin
Berlin (dpa/taz) – Die Boehringer-Tochter Dekonta ist von dem Chemiekonzern einst gegründet worden, um das dioxinhaltige Erbe des Hamburger Boehringer- Werks abzutragen. Jetzt steht die Dekonta selbst wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung in Verdacht. Die Staatsanwaltschaft hat die Gelände der Firma in Hamburg und Ingelheim bei Mainz am Mittwoch durchsucht. In Hamburg fand sie dabei 24 Fässer mit dioxinhaltigem Boden, die schon drei Jahre dort herumstehen sollen. In Ingelheim wurden Unterlagen beschlagnahmt.
Die Sprecherin von Boehringer in Ingelheim, Judith von Gordon, erklärte, bei dem Inhalt der 24 Fässer handle es sich um verseuchten Boden aus dem ehemaligen Hamburger Boehringer-Werk. In drei anderen Fässern seien Rückstände von Analysen des Bodens, die die Firma Biocontrol im Auftrag von Dekonta unternommen habe.
Boehringer hatte sich nach der Werksschließung in Hamburg 1984 verpflichtet, für die Sanierung des dioxinverseuchten Werksgeländes insgesamt 148 Millionen Mark aufzuwenden. 1991 wurde dafür die Anlage „Prometheus“ aufgestellt, in der bei 1.200 Grad verseuchtes Erdreich gereinigt wird. Die Anlage habe aber nur eine begrenzte Leistung, so Gordon. Deshalb seien 900 Tonnen dioxinhaltige Flüssigkeiten nach Finnland in eine Entsorgungsanlage geschickt worden. Dekonta- Arbeiter hatten geklagt, von den 85 Angestellten hätten rund 20 zum Teil stark erhöhte Dioxinwerte im Blut. Die Anlage sei so undicht, daß während der Verbrennung Dioxin entweiche.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen