piwik no script img

Schmerzensgeld für Professor Dietrich?

■ CDU-Politiker Kampf wirft sich schützend vor den Tropenklinik-Chef

Die CDU-Opposition hat Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) dazu aufgefordert, den entlassenen Klinikchef des Tropeninstituts, Professor Manfred Dietrich, wieder einzusetzen und ihm ein angemessenes Schmerzensgeld zu zahlen. Im Verlaufe der seit sechs Monaten andauernden „Vernichtungskampagne“ gegen Dietrich habe die Senatorin alle Gerichtsverfahren verloren, sagte der CDU-Gesundheitsexperte Sieghard-Carsten Kampf gestern.

Dem Tropenmediziner wird vorgeworfen, den Tod von fünf Malaria-Patienten durch verspätete Verlegung auf eine Intensivstation mitverschuldet zu haben. Außerdem soll er neue Arzneimittel an Patienten ohne deren Wissen getestet haben. Wegen dieser Vorwürfe hatte die Senaorin ihn entlassen. Am Mittwoch waren diese Entlassungen vom Arbeitsgericht aufgehoben worden – die Behörden-Juristen hatten in zwei Kündigungsversuchen Formfehler gemacht. Inzwischen wurde dem Arzt zum dritten Mal gekündigt.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Kampf warf der Gesundheitssenatorin vor, durch ihre Kampagne gegen Dietrich der Tropenklinik zu schaden. Die sei jetzt nur noch zu 40 Prozent ausgelastet, die hochkarätige tropenmedizinische Behandlung sei in Gefahr geraten.

Kampf nahm Dietrich in Schutz und sagte, angebliche Fehlbehandlungen des Mediziner hätten nicht belegt werden können. Übrig geblieben sei allein der Verdacht, daß Malaria-Patienten nicht rechtzeitig verlegt wurden. Auch die jetzt nachgeschobene dritte Kündigung habe keine Chance. Zur Begründung machte Kampf eine makabre Rechnung auf. Die Todesfälle in der Klinik lägen deutlich unter dem internationalen Durchschnittswert bei Malaria-Behandlungen. lno/taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen