■ Atlanta braust: Schluß mit Olympia
Es ist allein meine Schuld, daß die Spiele schon vorbei sind, weil ich einschlief und erst wieder um 17 Uhr in der Nacht erwachte. Heribert Faßbender fiel aus dem Fernseher in mein Wohnzimmer und brüllte mir ein „Gute Verdauung allerseits!“ ins Gesicht, ehe er das Finale im Schwofen ankündigte. Zu meinem Entsetzen liefen junge Mädchen mit kilometerlangen Schnorcheln durch das olympische Schwimmbecken; ein Sport, bei dem unsere Franzihasi Völker schlecht aussah, nicht mal die Hanswurst-Medaille bekam und bittere Tränen vergoß.
Ehe ich mich von dem Schock erholt hatte, starteten bereits die Vorläufe im Beach-Karaoke und Mountainbike-Zersägen (Eugen- Egner-Gedächtniswettbewerb). Beim Schwanzvergleich der Damen mußten die Deutschen schnell eine bittere Niederlage hinnehmen.
Nun mußte ich mich fragen, was das alles noch mit dem olympischen Gedanken zu tun hat, und mit mir fragten sich das Tausende sehr wichtige Medienvertreter. Da bemerkte ich, daß ich im olympischen Kritikwettbewerb gelandet war. Weil ich aber sogleich an der vorgeschriebenen Mindestlautstärke im „Kommerz!“-Brüllen scheiterte, analysierte Heribert schwere Trainingsfehler. Am Ende schwenkte das Team Telekom höhnisch meinen Brief, der neulich auf der olympischen Distanz Celle-Frankfurt aufgeben mußte und spurlos verschwand. „Spaß muß sein!“ riefen die Radler, bis ich ihnen ein Staffelholz in die Speichen warf. Und jetzt ist Schluß mit Olympia. Meine Schuld. Susanne Fischer
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