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Schluß + Start + Start

■ Der Jugendclub macht sich als „Junges Theater“ selbständig / Neuer Club ab Herbst mit Heyme

Ein Ende gibt es zu melden und zum Ausgleich zwei Starts: Erstens: Der Jugendclub (JC) des Bremer Theaters macht Schluß und verabschiedet sich im Sommer vom Goethetheater. Zweitens: Die rund 20 jetzt im Jugendclub Aktiven machen sich selbständig und versuchen, ein „Junges Theater“ in und für Bremen auf die Beine zu stellen. Drittens: Mit der Ära Heyme zur neuen Spielzeit wird die Einrichtung Jugendlub am Theater ziemlich sicher zu neuer Blüte kommen, aber in anderer Zusammensetzung, mit neuen, wieder ganz jungen InteressentInnen.

Für die jetzige JC-Gruppe um Carsten Werner und Hauke Thormählen ist die Rolle der unerfahrenen, aber theaterbegeisterten jungen Leute deutlich zu eng geworden. Geld, Probe- und Aufführungsräume für die längst aus den Kinderschuhen herausgewachsene Gruppe gibt es zwar noch nicht, aber haufenweise Ideen.

„Wir müssen der Videogeneration nicht nachlaufen noch etwas nachempfinden, wir sind diese Generation, und unsrere Ausdrucksformen sind geprägt vom Umgang mit Fernbedienung, Pop-Musik und Werbung. Das ist für uns aber kein zu thematisierender Inhalt, sondern Ausgangssituation“, steht in einem Konzeptpapier des JC.

Im Klartext: Die ewigen Jugend-Themen wie Verhütung, Generation-Konflikt, Gewalt soll es so nicht geben. Jugendsprache soll nicht zitiert, sondern authentisch gesprochen werden, Generationskonflikte sollen vielleicht durchgestanden, aber nicht als spezieller Inhalt für Jugendliche thematisiert werden.

Mit Feuer und Flamme hatte der alte Jugendclub vor sechs Jahren unter Günther Krämer angefangen: „Eine Riesen-Faszination dabeizusein, Schauspieler kennenzulernen, in alles reinzuriechen: Technik, Spiel, Regie, Aussattung, Dramaturgie, Verwaltung“, erinnert sich Carsten Werner, seit sechs Jahren dabei und inzwischen auf Regie spezialisiert.

Günther Krämer war übrigens in Stuttgart Oberspielleiter unter Hansgünther Heyme gewesen, dem engagierten „Großvater des Jugendclubs“, der im Herbst nach Bremen kommt. Unter Krämer in Bremen war der Jugendclub richtig in den Spielplan einbezogen, erzählt Uli Fuchs, Dramaturg am Goethetheater und organisatorisch für den JC zuständig.

In diesen ersten drei Jahren hatte es den Schauspielern noch Spaß gemacht, den Jugendlichen in Workshops Bewegung und Spielen beizubringen, über Regie und Dramaturgie zu diskutieren. Damit war Schluß, als Krämer 1989 nach Köln ging.

Unter Intendant Richter und Oberspielleiter Fricsay gab es zwar Wohlwollen, ein bißchen Geld und Freiheiten, aber die Club-Arbeit von oben lag brach. Für die Jugendlichen war das ein Desaster und zuleich eine Chance.

Früher hatte sich Krämer um Technik, Verwaltung und Zuschüsse gekümmert, das lernte die Gruppe nun selbst. Sie war allein gelassen und begann, Stücke auszusuchen, auf verschiedene Bühnen zu bringen, sich selbst auszubilden. „Wir haben dabei kapiert, daß man sich Autoritäten und Vorbilder, zum Beispiel Schauspieler und Regisseure, selbst suchen muß, daß man sich auch künstlerisch richtig einschätzen lernen muß“, sagt Carsten Werner heute.

Wenn Heyme kommt, wird sein Lieblingskind Jugendclub im Goethetheater professionell aufgezogen. Seine Mitarbeiterin Inge Winkler kommt dazu aus Essen mit nach Bremen.

Dramaturg Fuchs ist dagegen, die Jugendlichen fest in den Spielplan einzubauen oder sie als „billige und willige Statisten“ zu verwenden. Fuchs: „Bestimmt wird es wieder Workshops von Schauspielern geben, bestimmt stehen die Theatertüren für Jugendliche weit offen. Das Konzept ist noch ganz offen.“ S.P.

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