: Schluck!
■ Vorstellung der Deutschen Weinwoche im Bremer Hauff-Keller mit Weinfunktionären und Konrektor
Also persönlich-vinologisch gesehen ist die Deutsche Weinwoche ein Gewinn. Wann hat man sonst so nett Gelegenheit, vormittags im Hauff-Keller zu sitzen und süffisant aus schmal-hochstieligen Gläslein Kochberg, Klosterberg, Geyersberg oder Paulins-Hofberger kostzuprobieren, vis-a-vis den Bonner Weinlobbyist -Generalsekretär des Deutschen Weininstituts, der hinten Nickenich heißt und vorne Schnäuzer trägt und viele Abgeordnete auf du und du kennt und warum auch nicht. Später wird er sein Jackett ausziehen - Vinologen sind eben gemütlich und keine Suffköppe wie andere Getränkekenner.
Neben ihm sitzt, sofort steht er aber, Andreas Guth, von Haus aus Assessor des Höheren Lehramtes und echter „Isch daf Sie begrüsen„-Pälzer (oder Rheinhesse?), jedenfalls Leiter der Pressestelle des Deutsches Weininstitut GmbH. Sein und darum unser Thema: der deutsche Wein, wie er reift und rebt und Kultur hat. Für die Kultur ist Prof.Dr. Marzahn gekommen, Konrektor der Uni Bremen und als Altphilologe und Sozialpädagoge dem Thema wissenschaftlich, aber auch sonst verwandt, die Droge ist ja nicht nur ein Problemberei
ter, sondern besitzt Kulturgeschichte.
Zum 30. Mal wird die Deutsche Weinwoche durchgeführt, bereits das dritte Mal im „Großraum Bremen“. Mit Recht! Schließlich blickt Bremen stolz auf einen vielhundertjährigen Ratskeller herab, in dem die berühmtesten Kellergeister lallten. Slevogts Gemälde rings um uns herum sind da stumme, aber beredte Zeugen. Nun weiß Marzahn als neubremischer Altschwabe zwar, daß die Weserufer nicht begünstigte badische Sonnenmännchen-Rebhänge sind, aber die Stadt Bremen ist trotzdem eine Weinstadt, weil Wein ihr ältestes und wichtigstes Handelsgut war schon Gottweißwielange. Marzahn weiß es natürlich, ich hab‘ aber bloß behalten, daß der nach Bremen gekommene Wein wegen dem Christentum kam und bestimmt kein Meßwein war.
Zurück in die Zukunft: Der Deutsche Weinatlas, das Deutsche Weine neu erleben-Buch, das Seminar-Handbuch Deutsche Weine, das Unsere Küche-Unsere Weine-Buch alles Pressegeschenke, und alles veraltet. Die DDR, ja, auch im Wein liegt die neue deutsche Wahrheit, hat zwei neue Wein -Mitglieder ergeben: Sachsen und Sachsen-Anhalt. Also sind wir jetzt 13 statt 11 Weinanbaugebieter. Obwohl in der DDR ja nur ca. 12l pro Nase
Wein getrunken wird und bei uns 22l. „Im Vergleich zu 140l Bier“, ermahnt Marzahn. Wie soll der Konsum steigen? Mit Corporate Identity eben, der schwarz-rot-goldenen Traube, mit leichter Trinken und anspruchsvollem Hochpreissegment ab 6.-DM.
Und mit „faszinierenden Absatzperspektiven in der DDR“, z.B., wenn ab Ende Mai unsere Brüderlein und Schwesterlein trinkfest gemacht werden auf den ersten DDR-Weinfesten mit echten deutschen Weinen. Claudia Kohlhas
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