: Schlossfassade: Entscheidung vertagt
Bund und Land nehmen Votum der Expertenkommission zur Kenntnis. Einigung über Museumsinsel steht aber bevor
Wenn am Mittwoch erstmals nach zwei Jahren Bundesregierung und Senat zu einer gemeinsamen Sitzung zusammenkommen, wird keine Entscheidung über den Wiederaufbau der barocken Schlossfassade fallen. Dies erklärte gestern der stellvertretende Senatssprecher Günter Kolodziej der taz. Kolodziej dementierte damit einen Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel.
Der Spiegel hatte vorab berichtet, dass Bund und Land dem Votum der Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ folgen wollen, die sich vor wenigen Wochen mit knapper Mehrheit für den Wiederaufbau der Barockfassaden ausgesprochen hatte. Dazu sagte Kolodziej, Bund und Land würden die Empfehlungen der Kommission lediglich zur Kenntnis nehmen. Über die Frage der Fassadengestaltung werde man erst entscheiden, wenn ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept vorliege.
Zuvor hatte bereits der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) mitgeteilt, dass er eigentlich gegen die Rekonstruktion einer Barockfassade ist. „Ich bin für einen modernen Bau. Aber wenn ein Investor eine Schlossfassade bevorzugt, sollten wir flexibel reagieren.“ Einen Architektenwettbewerb will Wowereit erst als letzten Schritt ausloben – also nach der Festlegung von Nutzung, Finanzierung und Fassadengestaltung.
Eine andere Entscheidung dürfte bei der gemeinsamen Kabinettssitzung allerdings fallen. Dabei geht es – ebenfalls nach einer Meldung des Spiegel – um die Übernahme der restlichen Kosten für die Sanierung der Museumsinsel durch den Bund. Bislang sollten sich Bund und Land die Kosten teilen. Bei einer Übernahme der übrigen 50 Prozent würde der Bund in diesem Jahr 25 und im nächsten Jahr 30 Millionen Euro übernehmen. In Erwartung der Entscheidung hatte der Senat diese Summen aber gar nicht mehr in den Haushalt eingestellt.
Der stellvertretende Senatssprecher Kolodziej warnte gestern aber vor verfrühter Freude. „Bislang ist lediglich auf Arbeitsebene einiges vorbereitet worden.“ In manchen Dingen gebe es auch noch verschiedene Optionen. Im Übrigen wolle der Senat den Ergebnissen der Sitzung am Mittwoch nicht vorgreifen.
Das Mittwochstreffen, das von Bundeskanzler Gergard Schröder (SPD) und Klaus Wowereit geleitet wird, ist nicht das einzige, an dem in dieser Woche Fragen der Hauptstadtkultur erörtert werden. Bereits einen Tag später debatiert der Bundestag über dieses Thema – auf Antrag der CDU. UWE RADA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen