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Schlimme Zustände in AsylbewerberheimZu wenig zu essen

Mangelnde Ernährung, fehlende Hygiene, zu wenig Gesundheits- und Rechtsberatung: Flüchtlingsinitiativen fordern, die Zast zu schließen.

Hier leben gerade 240 Menschen: die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge. Bild: Michael Bahlo

BREMEN taz | Seit zwei Jahren betreut die Hebamme Stefanie Pötzsch Frauen in der Zentralen Aufnahmestelle für AsylbewerberInnen (Zast) in Habenhausen. Dort landen alle Flüchtlinge, bevor sie in Heime oder Wohnungen umziehen können. Ideal fand Pötzsch die Umstände, unter denen Schwangere und Wöchnerinnen in der Zast leben, nie. Aber seitdem diese wegen der steigenden Flüchtlingszahlen dauernd überbelegt ist, fürchtet sie um die Gesundheit von Müttern und Kindern.

„Die Mitarbeiter sind so damit beschäftigt, die Neuankömmlinge in andere Unterkünfte zu vermitteln, dass sie sich um kaum etwas anderes kümmern können.“ Früher hätten diese noch dafür sorgen können, dass die Frauen alleine in einem Zimmer gelegen hätten. Das sei vorbei. „Es gab gerade ein Zimmer mit drei Schwangeren und einer Frau mit einem Neugeborenen – da kommt keine zur Ruhe.“

Ein weiteres großes Problem sei das Essen. Drei Scheiben Weißbrot, ein Becher Tee, Käse, eine halbe Tomate, ein paar Scheiben Gurken – so schildern BewohnerInnen ihr Abendessen. „Das ist für Stillende und Schwangere einfach zu unausgewogen.“ Hinzu komme, dass viele zu wenig essen würden, sagt Pötzsch. Das liege nicht nur an den Mengen und daran, dass das Essen nicht den Nahrungsgewohnheiten der Frauen entspricht, sondern auch daran, dass sie nicht zum Essen kommen. „Manche sind einfach zu schwach, um nach unten in die Kantine zu gehen“, sagt Pötzsch. Weil der Fahrstuhl stecken bleibe, dürfe er nicht benutzt werden. Oder sie müssten einen der zahlreichen Behördentermine wahrnehmen – die sich mit den Essenszeiten überschneiden.

Dies sei für alle der derzeit 240 BewohnerInnen – ausgelegt ist die Zast für 160 Menschen – ein Problem, bestätigt Marc Millies vom Bremer Flüchtlingsrat. „Es gibt feste Kantinenzeiten. Wer diese nicht einhalten kann, bekommt später nichts und darf sich auch nichts mitbringen lassen“, berichtet er. „Eine Familie hat erzählt, dass sie ihre schlafenden Kleinkinder um sieben Uhr morgens in die Kantine tragen und bei der Essensausgabe hochhalten müssen, um für sie eine Mahlzeit zu erhalten“, sagt Anna Schröder von der Flüchtlingsinitiative Bremen. Gemeinsam mit Medinetz Bremen, das sich um die Gesundheit von Migranten kümmert, machten sie und Millies gestern auf die Zustände in der Zast aufmerksam.

Neben der aus ihrer Sicht mangelhaften Ernährung kritisierten sie die ungenügende Reinigung der Anlage, insbesondere der Sanitärräume. „Viele leiden unter Verstopfung, weil sie sich nicht auf die Toilette trauen“, sagt die Ärztin Vera Bergmeyer von Medinetz. „Es gibt keine Möglichkeit, selbst zu reinigen oder gar zu desinfizieren.“ Zu kurz komme auch die ärztliche Versorgung vor Ort. „Es gibt nur eine Sprechstunde, vor der die Leute Schlange stehen.“

Zu wenig Beratung gebe es auch in Rechtsfragen, kritisiert Anna Schröder von der Flüchtlingsinitiative. Jeden Monat würden 110 neue Anträge auf Asyl gestellt – die Rechtsberatung sei aber auf zwei Stunden die Woche beschränkt. Weil auch den Behörden klar sei, dass das nicht ausreicht, bekämen die Neuankömmlinge in der Zast ein Flugblatt ausgehändigt. Auf dem sei unter anderem die ehrenamtliche Beratung der Flüchtlingsinitiative genannt. „Das muss der Staat leisten!“, fordert Schröder.

Sie und die anderen beiden AktivistInnen finden, dass nicht die Überbelegung dafür verantwortlich ist, dass Qualitätsstandards in der von der Arbeiterwohlfahrt betriebenen Zast nicht eingehalten werden. „Das ist ein strukturelles Problem“, sagt Millies. „So, wie es jetzt läuft, müsste man sie schließen.“

Die Sozialsenatorin als Aufsichtsbehörde will zu den Vorwürfen im Detail nichts sagen. Das sei Sache der AWO, sagt Pressesprecher Bernd Schneider. „Die Sozialsenatorin hat aber flexiblere Kantinenzeiten angeregt.“ Außerdem versuche man, die Lage in der Zast zu entspannen, indem Wohnungen für Flüchtlinge gesucht würden. Jedes Jahr könnten in solche derzeit 300 bis 400 Menschen umziehen. Um alle unterzubringen, sei Wohnraum für weitere 600 Menschen nötig. Diese Plätze hat gerade die Arbeitsgemeinschaft der Wohnungswirtschaft zugesagt. Ob in Bremen oder Bremerhaven, sagt sie Anfang Oktober.

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4 Kommentare

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  • M
    Meckerziege

    Warum helfen denn dort keine Ehrenamtlichen???

    Wo sind denn all die linken Demonstranten und die rot-grünen Politiker? Wo sind die Kirchen und ihre Anhänger? Wo sind all diejenigen, die jede Kritik mit der Nazikeule platthauen?

    Warum können die in ihrer Freizeit nicht helfen? Die erwerbslosen Antirassisten haben doch sogar den ganzen Tag Zeit?

    Man könnte doch sicher die Essensausgabe dann besser gestalten und Essensspenden heranschaffen, Geldpenden sammeln und selbst spenden, Schwangere betreuen und begleiten, Toiletten putzen und Kinder beaufsichtigen, Deutsch üben. Das würde doch immens helfen, also los mal hopp hopp

     

    Ich frage dies übrigens ernsthaft und meine es nicht sarkastisch.

     

    Auch frage ich mich, wo die Wohnungen sind, die für Flüchtlinge in Bremen gesucht werden. Hat wirklich keiner der Unterstützer ein Zimmer frei, sind alle Zimmer in den Politikervillen belegt und kann man nicht was bei Parteigenossen und Nachbarn organisieren? Wo sind denn all die gutsituierten Rentnerehepaare mit dicker Pension und eigenem Haus, die Platz ohne Ende haben? In meiner Nachbarschaft wohnt ein syrischer Arzt, der hat hier das dickste Häuschen und genug Platz...da wohnt kein einziger Fllüchtling.

     

    Es wird Zeit, dass gewisse Leute mal Taten sprechen lassen, sonst glaubt man noch es wurde geheuchelt und das hat doch wohl keiner...oder aber...gilt das Sankt Floriansprinzip doch auch für Gutmenschen?

    • T
      Tja
      @Meckerziege:

      All das gibt es doch, liebe Meckerziege, aber die Frage war wohl nur rhetorisches Antirassisten-Bashing. Und da sie sicher keine Ahnung von den besprochenen Realitäten haben, können sie ihre Ressentiments hier ja ganz unbedarft reinschreiben.

      Und so bleibt Heuchelei doch das Metier der "Schlechtmenschen".

    • AV
      Alexander Voronin
      @Meckerziege:

      „Das muss der Staat leisten!“, fordert Schröder. Da steht doch, warum die linken Demonstranten und die rot-grünen Kirchen und ihre Anhänger nicht helfen.....!

  • I
    irmi

    Finde ich eine erschütternde Angelegenheit.

    Aber wieder typisch. Man stellt sich in der Öffentlichkeit als Gutmenschen dar, ich spreche von den Politikern, aber wie es am Ende läuft wie in diesem Bericht geschildert, das kümmert dann die Politiker nicht mehr.

     

    Auch wenn man sich bei Politikern beschwert, dann verweisen sie einen auf die betreffende Stadt. Ich frage mich, wieso sind die Politiker nicht zuständig, sie machen doch die Gesetze, die immer unmenschlicher werden